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Aufgabe | Text:
R. Jungk: Guter Rat ist teuer
Das Tankerunglück vor der Küste Alaskas:
wieder einmal ein Warnsignal. Wird es gehört? An der Börse, die sonst so empfindlich reagiert, jedenfalls nicht. Ja, ist denn ein solches Unglück überhaupt mit Geld wiedergutzumachen? Ist denn die Zerstörung des Lebens in einem weiten Umkreis jemals mit Dollar, Mark, Pfund oder Rubel aufzuwiegen? Selbst wenn da- wie im Falle von Tschernobyl-die Schäden mit Milliardensnumme umschrieben werden, geht das doch ganz an den eigentlichesn Kosten vorbei. Im Gegenteil, solche Zahlen verschleiern die wirklichen Verluste, machen sie auf schlimme Weise angeblich kalkulierbar und verharmlosen sie. Statt endlich umzudenken, prüfen die Verantwortlichen nur ihre Bilanzen.
Die Versicherungen haben diesen falschen Maßstab des monetären Trostpflasters schon seit Jahren angewendet, und fast jedermann hat das als selbstverständlich angenommen. Außer den Betroffenen. Mit allen Wassern gewaschene Krämerseelen berechneten das Unwiederbringliche. In regelrechten Preislisten wurden die Tarife für alle Arten von Tod, Schmerz, Verkrüppelung bei Verkehrs- oder Arbeitsunfällen genau festgelegt.
Jetzt wird diese Praxis eben auch auf ökologische Unfälle angewendet. Tod, Krankheit, Verschmutzung und Verwüstung sollen nach Tarif abgegolten werden. Selbstverständlich nur im Rahmen des "wirtschaftlichen Erträglichen". Also möglichst billig. Bedenklich ist, dass sich selbst manche Naturfreunde, denen die Erhaltung des Lebens wichtig scheint, so oft auf diese ökonomisch bestimmte Denkweise einlassen. Merken sie denn nicht, dass sie damit der Entwürdigung, Vermarktung und Vernichtung dessen Vorschub leisten, was unersetzlich und daher auch unbezahlbar ist? Es gibt Schmerzen, die durch kein Schmerzensgeld je auch nur entfernt aufgewogen werden können. So werden als Folgen des unbeherrschten und zum großen Teil letzlich auch unbeherschbaren wissenschaftlichtechnischen "Fortschritts" Tat um Tag der Biosphäre Wunden zugefügt, die unheilbar sind. Nur vorher, nicht nachher, kann etwas dagegen unternommen werden. Mit Geld allein- auch nicht durch Besteuerung -lassen sich Katastrophen nicht verhüten, sondern nur durch den Mut zu einem Denken und Handeln, das alle nichtakzeptablen Risiken endlich ächtet wie den versuchten Mord. Das beginnt sogar die gewiss industriefreundliche Neue Züchner Zeitung einzusehen, die nun nach dem "größten Öltankerunfall in der Geschichte der USA" schreiben muss:"Guter Rat ist teuer. Teuer beispielweise, indem vermehrt auf die wirtschaftlich vorteilhaften Großdimensionen verzichtet wird zugunsten kleinerer Einrichtungen. Was aber nicht heißen soll, dass dann 100 kleine Tankerunfälle anstelle der Riesenkatastrophe unproblematisch wären. Aber es liegt nun einmal in der Natur alles Lebendigen, dass viele kleine Wunden in der Regel besser verkraftet werden als ein Keulenschlag."
Wer sich die Mühe macht, nicht nur die großen Blätter zu lesen und die Berichterstattung der elektronischen Massenmedien zu verfolgen, sondern regelmäßig auch die Lokal- und regionalpresse überfliegt, weiß, dass sie täglich zahlireiche Unfälle ereignen, die nur der benachbarten Bevölkerung bekannt werden. Erst die Summe all diesen Versagens gibt einen richtigen Eindruck vom gefährlichen Alltag unserer Pannengesellschaft.
Es ist also nicht nur ein Verzicht auf die gefährliche Großtechnik angesagt, sondern eine vol umfassendere und tiefgreifende Transformation des gesamten Technik, wo und wie immer sie sich als lebensfeindlich erwiesen hat. Vordringlichstes Kriterium für dieses neue, die leidvollen Erfahrungen uneres Jahrhunderts berücksichtigende, lebensfreundliche Instrumentarium wäre nicht länger Geldaufwand und möglicher schneller Geldgewinn. Entscheidend ist vielmehr eine ökologische und soziale Verträglichkeit über lange Zeiten hinweg. Dass die von Katastrophen geschüttelte und von weiterem zu erwartenden Unheil beunruhigte Menschheit sich solch ein beherrschbares Handwerkszeug zulegt, ist nicht nur eine mögliche Perspektive, sondern auch eine politische Forderung. Sie muss erhoben werden, bevor es endgültig zu spät ist.
Die Warnung aus Bhopal, Harrisburg, Tschernobyl, aus dem Amazonas-Gebiet und nun auch noch als Alaska können nur dann fruchtbar verarbeitet werden, wenn die Naturwissenschaftler, Wirtschaftwissenschaftler, Ingenieure und Manager nicht anders zu denken, sondern auch zu handeln beginnen. Eine neue Zivilisation zu schaffen - nicht weniger ust ihnen aufgetragen. Denn die gegenwärtige Ordnung wird [...] Konkurs anmelden müssen, weil sie von der breiten Öffentlichkeit nicht mehr zustimmend getragen wird. Und letzten Endes setzt sich Widerstand, der auf berechtigtem Unmut beruht, immer durch. Auch wenn es uns manchmal viel zu lange dauert.
Geben Sie den Argumentationsgang des vorgelegten Textes wieder und nehmen Sie kritisch dazu Stellung.
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt. |
hallo,
vielleicht kann mir jemand helfen,
das problem ist, ich weiß nicht genau wie ich ein Argumentationsgang machen soll. Ich habe zwar einen Lösungsansatz für die Aufgabe fertig gemacht, jedoch weiß ich nicht ob das richtig, wäre echt nett wenn jemand mir helfen könnte, danke schon mal im voraus!!!
hier ist nun mein Lösungsansatz:
Argumente:
- Das Tankerunglück vor der Küste Alaskas ist wieder einmal ein Warnsignal.
- Die Schäden kann man durch Geld nicht wieder gutmachen.
- Die Verantwortlichen prüfen nur ihre Bilanzen.
- Die Versicherungen sind genau auf diese Art von Schäden eingestellt.
- Das Geld hilft der Natur eher wenig.
- Besonders Menschen, denen die Natur am Herzen liegt leiden unter solchen Schäden.
- Man kann solchen Unfällen zukünftig aus dem Weg gehen, indem man mutig und rechtzeitig handelt.
- Man kann nur durch die Lokal-Regionalpresse ausreichend Information bekommen, welche Folgen solcher Unfall nach sich ziehen kann.
- Verzicht auf die Großtechnik und tiefübergreifendes Handeln können die Natur, Leben und Lebewesen schützen.
- Zahlreiche Unfälle haben demonstriert welche erschreckende Folgen solcher Unfall nach sich ziehen kann.
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:10 Di 27.11.2007 | Autor: | Amano |
Hi,
deinem Loesungsansatz nach hast du den Text gut verstanden, prima. Um den Argumentationsgang deutlicher hervorzuheben, ist es gut sich eine richtige Gliederung aufzustellen. Hier waere mein Vorschlag:
Argumentationsgang
I.) Bilanzerstellung statt Umdenken
Aufstellen der Behauptung Tankerunglueck als Warnsignal
Ignoranz der Boerse
Kritische Betrachtung einer Wiedergutmachung durch Geld
Schadensberechnung als Verschleierung der wirklichen Verluste
Verharmlosung durch angebliche Kalkulierbarkeit des Schadens
2.) Rolle der Versicherungen
Jahrelange Anwendung von Schadensbegleichung zur Verschleierung des tatsaechlichen Schadens
Leiden der Betroffenen im System
Festgelegte Schadensbemessung aus Listen
3.) Uebertragung auf oekologische Unfaelle
Schadensregulierung nach Tarif im Falle von Tod, Krankheit, Verschmutzung, Verwuestung
Regulierung nach ertragsgesteuertem Ermessen
Bedenkliche Vermischung von oekologischen mit oekonomischen Interessen
Folge ist die Vernichtung des Unersetzlichen und Unbezahlbaren
Unbeherrschbarkeit von Wissenschaft und Technik
Fortschritt als Rueckschritt
Forderung von Praevention statt Schadensregulierung
Oekosteuer ungeeignet zur Vermeidung von Katastrophen
Forderung von mutigem Denken und Handeln in Form von neuen Gesetzen
Billigend-in-Kauf-Nehmen bei Oekodelikten als Vorsatzqualifikation
Zitat der industriefreundlichen Presse zur Bestaetigung: Grossprojekte als Ausloeser von Grosskatastrophen
4.) Problemloesung
Problemloesung im Verzicht von Grossprojekten zur Vermeidung von Grosskatastrophen
Hohe Zahl von kleinen Unfaellen fordert Verbesserung der Technik
Transformation von lebensfeindlicher Technik in lebensfreundliche Technik
Langfristige Entscheidung fuer oekologische und sozialvertraeglicheTechnik
5.) Rolle der Oeffentlichkeit
Bisher gemeldete Katastrophen als Warnung
Forderung an die Verantwortlichen zu handeln
Berechtigte Kritik durch breite Oeffentlichkeit
Widerstand der Oeffentlichkeit erzwingt langsame Veraenderung
Durch die Ueberschriften fuer jeden Absatz kann man besser sehen, wie der Autor gedanklich vorgeht, also dass er erst ein altes Problem ankreidet und auf die Natur uebertraegt, dort weiter ausmalt und uns die Loesung des Problems aufzeigt.
Mit diesen Gedanken nun kannst du dich kritisch auseinandersetzen und zeigen, wo der Autor emotional argumentiert, Dinge nicht ganz ausspricht und dennoch behauptet usw.
LG
Amano
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