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Studium: Studienfachwahl
Status: (Umfrage) Beendete Umfrage Status 
Datum: 20:22 Do 04.12.2008
Autor: Tatze18

Hallo liebe Community!

Momentan besuche ich die 13. Klasse einer Gesamtschule und nächstes Jahr ist es soweit, ich werde voraussichtlich mein Abitur erhalten, die Note wird wahrscheinlich im 1, X bereich liegen. Nun stehe ich vor der Frage, was ich nach meinem Zivildienst machen möchte. Für mich kommt momentan nur ein Studium in Frage, jedoch habe ich nur wenige Zukunftskonzepte parat, die ein bestimmtes Studienfach beinhalten.

Momentan habe ich als Leistungskurse Deutsch, Englisch und Französisch udn ehrlich gesagt würde es mich sehr reizen, in diesen Fächern weiter zu arbeiten, besser gesagt in dieser Thematik ein Studienfach zu wählen. Des Weiteren würde mich alles rund um Theologie/Philosophie interessieren, jedoch habe ich momentan keienrlei Vorstellung, in wie weit mich diese "Neigungen" einem späteren Beruf näher bringen könnten. Dolmetschen kam mir einerseits in den Sinn, aber ich habe gelesen, dass der Markt sehr überlaufen ist und eher östliche Sprachen gesucht werden. Auch die Diplomatie hat mich neugierig gemacht, nur erwartet man dort doch ein starkes "politisch/wirtschaftliches" Interesse, was nicht unbedingt mein "Ding" ist.

Vielleicht hat der Ein oder Andere von Euch ein paar Ideen, auch wenn ich noch etwas Bedenkzeit habe. Ich würde jedoch schon ein wenig planen, seien es eventuell auch Auslandsstudien etc.

Ich danke Euch schon im Voraus!

MfG Tatze

        
Bezug
Studium: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 00:04 Fr 05.12.2008
Autor: reverend

Hallo Tatze,

da teilen wir eine ganze Reihe von Vorlieben, auch wenn ich jetzt im Alter von 45J. die Berufswahl und ein paar Studien hinter mir habe. Ich denke, ich hätte ein paar Erfahrungen, Ideen, Tipps etc., aber das kriege ich weder heute Abend noch in den nächsten ein, zwei Tagen hin. Schau also ruhig auch dann noch nach, wenn die Fälligkeit Deiner Umfrage abgelaufen ist.

Grüße,
rev

Bezug
        
Bezug
Studium: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 22:19 Sa 06.12.2008
Autor: reverend


> Hallo liebe Community!

Hallo Tatze!
Mein Wochenende ist doch anders als gedacht und ich komme früher zu einer (ersten?) Antwort.
  

> Momentan besuche ich die 13. Klasse einer Gesamtschule und
> nächstes Jahr ist es soweit, ich werde voraussichtlich mein
> Abitur erhalten, die Note wird wahrscheinlich im 1, X
> bereich liegen.

Ging mir ähnlich (am Gymnasium). Alle erwarten, dass man ein NC-Fach studiert. Ich finde klasse, dass Du lieber herausfinden willst, was für Dich ein guter Weg ist. Vorab: welches der beste ist oder gewesen sein würde, wirst Du nie wissen. Du kannst anstreben, ihn zu finden, aber stell Dich darauf ein, dass es schon ein großer Erfolg ist, einen Weg zu finden, der auch für längere Zeit gut ist.

> Nun stehe ich vor der Frage, was ich nach
> meinem Zivildienst machen möchte.

Da klinke ich später nochmal ein. Wenn Du weißt, was Du danach machen willst, dann frag Dich, ob nicht die Wahl einer bestimmten Aufgabe im Zivildienst dem späteren Ziel oder auch nur Deinen eigenen Erfahrung und der Persönlichkeitsbildung förderlich sein könnte. Es gibt auch in der Erfüllung der Wehrpflicht oder eines der Ersatzdienste eine ganze Reihe von Möglichkeiten!

> Für mich kommt momentan
> nur ein Studium in Frage, jedoch habe ich nur wenige
> Zukunftskonzepte parat, die ein bestimmtes Studienfach
> beinhalten.

Dieser Satz ist ausstellungswürdig. Glückwunsch zu dieser präzisen Introspektion!

> Momentan habe ich als Leistungskurse Deutsch, Englisch und
> Französisch udn ehrlich gesagt würde es mich sehr reizen,
> in diesen Fächern weiter zu arbeiten, besser gesagt in
> dieser Thematik ein Studienfach zu wählen.

Drei Leistungskurse im Sprachbereich: Respekt. Wenn Du willst, informiere ich Dich auch gern über die Instrumente der Begabtenförderung, falls Du Dich da noch nicht auskennst.

> Des Weiteren
> würde mich alles rund um Theologie/Philosophie
> interessieren, jedoch habe ich momentan keienrlei
> Vorstellung, in wie weit mich diese "Neigungen" einem
> späteren Beruf näher bringen könnten.

Das ist möglicherweise die falsche Fragestellung. Ich bin zwar evangelischer Pfarrer, auf Lebenszeit verbeamtet, aber das war auch nur eine von vielen möglichen Optionen. Wenn Du herausfinden kannst (nicht unbedingt jetzt), was Dein Lebensziel ist, was Dich inhaltlich reizt und welche Arbeit Dich befriedigt, welche Bedürfnisse Du erfüllen willst und welche nicht unbedingt, dann tritt die Frage des Berufs ("Brotberufs") etwas in den Hintergrund. Finde erst einmal Deine "Neigungen" heraus!
Falls Du, wie ich, aus einer nicht-akademischen Familie stammst, ist dieser Ansatz den Eltern schwer zu vermitteln. Mit Deinem zu erwartenden Abitur würden Dich ja (Achtung: es folgen die klassischen Argumente) alle Arbeitgeber mit Kusshand als Lehrling aufnehmen, die Banken (oder besser: die Sparkassen, weil quasi öffentlicher Dienst) mit offenen Armen empfangen, und wenn Du schon studieren musst, dann braucht man immer Ärzte. Wenn Du Kontakt zu arbeitslosen Medizinern brauchst, sag Bescheid.

> Dolmetschen kam mir
> einerseits in den Sinn, aber ich habe gelesen, dass der
> Markt sehr überlaufen ist und eher östliche Sprachen
> gesucht werden.

Kennst Du den sogenannten "Schweinezyklus"? Wenn Du unbedingt Wert auf Marktmöglichkeiten legst, dann studier etwas, das jetzt völlig überlaufen ist. Wenn alle wissen, dass es da aussichtslos ist, dann studieren zu wenig "Neue" das Fach. Nach Ablauf einer Studiendauer klagt der Markt dann über Mangel, und zu viele fangen neu an. Etc.

> Auch die Diplomatie hat mich neugierig
> gemacht, nur erwartet man dort doch ein starkes
> "politisch/wirtschaftliches" Interesse, was nicht unbedingt
> mein "Ding" ist.

Dann lass es. Es ist sowieso vor allem eine Scheinwelt. Sie wirkt wichtig und mächtig, aber vor allem bist Du dort ein gut ausgebildetes Werkzeug, das von jemand anderem gehandhabt wird. Wenige Diplomaten wechseln je auf die andere Seite (will heißen: die Politik). Aber die Spur ist trotzdem heiß. Es gibt mehr Möglichkeiten, die in eine ähnliche Richtung gehen.
  

> Vielleicht hat der Ein oder Andere von Euch ein paar Ideen,
> auch wenn ich noch etwas Bedenkzeit habe. Ich würde jedoch
> schon ein wenig planen, seien es eventuell auch
> Auslandsstudien etc.

Ja, genau. Ein bisschen Planung schadet nicht, auch wenn Du flexibel bleiben solltest und Dir die möglichen Konsequenzen aus neuen Einsichten nicht durch zu langfristige Planungen a priori verbauen solltest.

Jetzt aber endlich zu einer Antwort. Vorausschicken muss ich noch ein paar Stichworte zu mir, weil sie Dir hoffentlich helfen, alles andere einzuordnen.

Ich komme auch aus Niedersachsen (Braunschweig), habe 1981 Abi mit Mathe und Physik LK gemacht, war zwei Jahre bei der NATO, wo ich fließend Deutsch und (inzwischen verrostet) einigermaßen Dänisch gelernt habe, dann Maschinenbau studiert, nach dem Vordiplom auf ev. Theologie gewechselt (ohne Nebenfach), eigentlich mehr ein studium generale gemacht, zeitweise mich für Philosophie eingeschrieben, nach dem Abschluss Theologie zugleich die zweite (kirchliche) Ausbildungsphase gemacht und ein Grundstudium Mathematik (vor allem per Fernstudium) und mich dann auf Beruf und Familie beschränkt. In den letzten Jahren ist noch ein Hobby zum Nebenberuf geworden, ich verdiene ein bisschen Geld mit Kompositionen. Das Studium habe ich weitestgehend selbst finanziert, z.T. auch mit Übersetzungen aus dem Englischen und Niederländischen. Ich habe ein Auslandsjahr in Amsterdam verbracht.
Soviel zu mir, den aktuellen Beruf nannte ich bereits.

Du musst Dich entscheiden, ob Sprache und Literatur für Dich Medien, Kommunikationsmittel sind oder wirklich Kern Deines Interesses. Dann kämen Fächer wie Übersetzungs- oder Literaturwissenschaften, Anglistik, Romanistik, Germanistik, vergleichende Sprachwissenschaften etc. in den Blick. Ein bisschen Einblick in all das könntest Du bekommen, wenn Du Umberto Ecos "Quasi dasselbe mit anderen Worten" zu lesen versuchst. Ich habe es nicht beendet, und andere, mit denen ich darüber sprechen konnte, auch nicht. Trotzdem ist es ein gutes Buch. Du lernst viel über den genauen Blick auf Sprache, auch wenn Du nicht alle der darin vorkommenden Sprachen (hauptsächlich Italienisch, Französische, Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Deutsch, Latein, aber auch zahlreiche andere) kannst. Von der Frage der Übersetzung herkommend zeigt Eco Sprachphänomene auf, die bis in die Sprachphilosophie hineinreichen.

Ein gleichgewichtiges Vorkommen von Sprachen und Philosophie, auch ein bisschen Theologie, hättest Du im Schnittfeld der Sprachphilosophie. Da hat der deutschsprachige Raum trotz Herder, Humboldt, Cassirer, Wittgenstein, Gadamer, Habermas u.a. noch Entwicklungsmöglichkeiten. Auch die französische Sprachphilosophie bietet mehr als den gesellschaftskritischen Diskurs vor allem der Strukturalisten der 60er und 70er Jahre (worunter, sämtlich zu Unrecht verengend, z.B. Derrida, Bourdieu, Lévinas u.a. genannt werden). Das ebnet keinen vorhersehbaren Zugang zu einem beruflichen Einkomment, aber es ist alles andere als ausgeschlossen. In diesem Bereich gibt es z.B. viel mehr Professuren und Assistenzen als beispielsweise in der Keltologie - und auch die findet ihre wenigen Studierenden. Nicht weit entfernt liegen Studien wie Linguistik oder Komparatistik (s.o.), aber auch Semiotik oder Kommunikationswissenschaften.

Die philosophischen Namenslisten oben sind übrigens so heftig umstritten, dass Du sie besser nicht einmal als Anhaltspunkt nimmst. Wenn Du das aufgrund dieses Beitrags tätest, müsste ich mit Ausschluss aus dem philosophischen Diskurs rechnen oder gar mit Schlimmerem wie literarischen Verrissen oder Bombendrohungen zu Ehren Che Guevaras rechnen. Sehr unangenehm, vor allem ersteres.

Im stärker theologischen Bereich gibt es auch einiges zu entdecken. Leider ist im deutschsprachigen Raum die Bereitschaft immer noch relativ gering, sich mit den Theologien anderer Sprachräume zu befassen. Im katholischen Raum liegt es oft daran, dass aus dogmatischer Sicht alle katholische Theologie letztlich nur eine ist, im evangelischen Raum daran, dass die deutsche Theologie fast über Jahrhunderte prägend und führend war. Natürlich gibt es längst profunde Theologien in anderen Sprachen, doch ist zumindest unter älteren Professoren noch oft eine germanozentrische Sicht verbreitet. Das ändert sich, für mein Gefühl nicht schnell genug, aber immerhin.

Hier ist die berufliche Palette stark eingeengt, hauptsächlich auf Berufe beim Arbeitgeber Kirche (mit der Vorbildung Theologie noch stärker beschränkt!) - was bei beiden Großkirchen ein ganz eigenes Themenfeld eröffnet - und viele Randbereiche. TheologInnen arbeiten in der Personalberatung, als Ethikreferenten, Kommunikationstrainer etc., ganz wenige auch als Lektoren oder Lektorinnen bei entsprechenden Verlagen. Eigenartigerweise bekommt man das letztgenannte Einsatzfeld immer als erste Alternative genannt.

Ich denke, ich könnte dich etwas spezifischer beraten, wenn ich mehr über Deine Interessen und Wünsche wüsste. Was reizt Dich an Sprachen? Was an Theologie und Philosophie? Bist Du evangelisch, katholisch, oder gehörst Du einer anderen Glaubensgemeinschaft an? Keine Angst, ich halte mich für einen Ökumeniker im Sinne des "Irenismus" des 19. Jhdts.; Zwangsmission oder Verwerfung musst du nicht befürchten. Ich habe meinen Glauben und Du Deinen, und das Gespräch würde langweilig, wenn beide vollkommen identisch wären.

Zum Schluss noch zum Thema "Zivildienst". Da reicht, hoffe ich, ein []Einstiegslink.

> Ich danke Euch schon im Voraus!
>  
> MfG Tatze

Gern doch.
Falls Du irgendwas unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutieren möchtest, kennst Du sicher die Nachrichten-Zentrale des Forums.
Das meiste aber interessiert bestimmt auch noch andere!

LG,
rev

Bezug
                
Bezug
Studium: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 19:05 Mo 08.12.2008
Autor: Tatze18

Hallo nochmal ;)

Vielen Dank für diese ausführliche Beschäftigung mit meinem "Problemchen".
Bezüglich deines textes habe ich mir noch ein paar Gedanken in Bezug auf eine Interessen gemacht.
An Sprachen reizt mich einerseits die Möglichkeit, mit anderen Kulturen ins Gespräch zu kommen, jedoch auch ein wenig Perfektionismus. Bei mir ist es so, wenn ich etwas anfange, also eine Sprache, dann will ich dies auch zur Perfektion treiben, so komisch das klingt. Ich versuche auf den gleichen, sprachlichen Stand zu kommen, wie ein Muttersprachler, oder wenigstens in die Nähe, sodass man nicht autmoatisch erkennt, dass ich nun nicht die Sprache seit Kindestagen lerne. Natürlich gefallen mir Sprachen allegemein, also in Englisch und Französisch liege ich etwa bei 13-14 Punkte, womit ich mich eigentlich nur ungern zufrieden gebe :D.
Es lässt sich natürlich sagen, dass die Sprachen ENglisch und Französisch eigentlich in jedem beruf gefodert sind, aber ich möchte nicht "einfach" nur Die Sprachen beherrschen. Das ist schwer auszudrücken. Hierbei ist es schwer zu definieren, was konkret meine Interessen sind.

In Bezug auf meine theologischen "Neigungen" lässt sich auch nicht all zu viel sagen. Ich bin nicht getauft und auch nicht streng gläubisch. Unser Religionsunterricht ist eher philosophisch/theologisch belastet.
Vom Utilitarismus, bis Moltmann und die Reich Gottes Vorstellungen, hin zur Theodizee oder dem Kategorischen Imperativ. Mich reizt es, diese Themen mit anderen Fächern zu verknüpfen. Luthers Zwei-Reiche Lehre in Verbindung mit dem Pflichbewusstsein der Soldaten in der NS Zeit oder die monarchische Einstellung der Weimarer Republik durch Luther.
Das hört sich zwar komisch an, aber ich möchte etwas machen, wo ich gefordert werde und ich mich beweisen kann. Mein Abi wird wahrscheinlich bei 1,2 oder 1,3 liegen und das spiegelt vielleicht auch ein wenig meinen Ergeiz wider.

Hierbei fällt es schwer, eine klare Linie zu erkennen. Aber lieber mehrer Perspektiven als gar keine ;)

LG
Tatze

Bezug
                        
Bezug
Studium: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 20:51 Mo 08.12.2008
Autor: Herby

Hallo,

eine ganz kurze Mitteilung von mir.

Schau dich wirklich mal im Bereich NATO oder UN um - Stellenausschreibungen gibt es genug und wenn sich jemand mit verschiedenen Kulturen auskennt, dann ist das gerne gesehen. Die meisten Konflikte sind entweder in den unterschiedlichen Kulturen, der Wirtschaft oder der Religion zu ergründen. Da wäre mit Sicherheit was für dich dabei.

Liebe Grüße
Herby

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