Sollte ich Mathe studieren? < Sonstiges < Hochschule < Mathe < Vorhilfe
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(Umfrage) Beendete Umfrage | Datum: | 13:36 Sa 20.06.2009 | Autor: | pittster |
Hallo!
Vor einigen Monaten, etwa einem halben Jahr, fing ich an, mich mit Mathematik zu beschäftigen. Es wahr ein Zufall, dass ich überhaupt dazu gekommen bin. Seitdem habe ich mich aus Interesse mit linearer Algebra und Analysis beschäftigt.
Auch wenn ich als nicht-Mathematiker einige Startschwierigkeiten mit der üblichen Notation hatte und mir das Verständnis der Lehrbücher anfangs dementsprechend schwer fiel, habe ich nicht locker gelassen und habe mir eine, für einen Amateur bestimmt nicht unwesentliche, Menge an Wissen angeeignet.
Jetzt, wo sich mir die Möglichkeit bietet, auch ohne Abitur zu studieren (das geht über einen sog. Immaturenkurs), stellt sich mir die Frage: reicht das alles aus um Mathematik zu studieren? Vom Gefühl her bin ich geneigt, diese Frage mit 'Ja' zu beantworten, ich beschäftige mich schließlich aus purem Interesse mit Mathematik auf Hochschulniveau und verstehe diese Sachverhalte innerhalb einer kurzen (mal auch längeren) Zeit ohne jemals eine Vorlesung, ein Seminar oder eine Lerngruppe zu diesen Themen besucht zu haben.
Meine Fragen sind jetzt: Gibt es in einem Mathematik-Studium Anforderungen, die über diese Fähigkeit hinaus gehen? Gibt es eine Art 'ultimativen Test' mit dessen Hilfe ich selbst herausfinden kann, ob ich für ein solches Studium geeignet bin? Die letzte Frage klingt vielleicht ein wenig naiv, aber dahinter steckt, dass ich davon ausgehe, dass es schnell feststellbar ist, ob man die erforderlichen Kriterien nicht erfüllt.
Lg, Dennis
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(Antwort) fertig | Datum: | 14:00 Sa 20.06.2009 | Autor: | pelzig |
Die meisten Leute die Abbrechen, brechen in den ersten beiden Semestern ab, und zwar weil sie keinen Plan hatten was Hochschulmathematik bedeutet. Alle anderen haben, vorausgesetzt sie bleiben einfach bei der Sache auch wenn es mal nicht so läuft, sehr gute Chancen das Studium durchzuziehen.
Der ultimative Test ist das Lösen von Übungsaufgaben. Mathebücher lesen kann jeder, aber Mathematik lernt man nur, indem man Probleme löst.
Es geht dabei nicht vordergründig darum wie schnell du sie löst, sondern dass du es sorgfältig und gründlich machst, wie ein richtiger Mathematiker.
Wenn du darüberhinaus auch noch Interesse an der Mathematik hast, dann spricht wirklich rein gar nichts dagegen, es auch zu studieren.
Was für Bücher liest du denn so?
Gruß, Robert
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:36 Sa 20.06.2009 | Autor: | pittster |
Angefangen habe ich mit
Lineare Algebra - Eine Einführung für Studienanfänger von Gerd Fischer
Endliche Körper von Hans Kurzweil (Dabei geht es nicht nur um pure Theorie sondern läuft auf Kodierungstheorie, RS-Codes, hinaus)
Analysis 1 von Stefan Hildebrandt
Analysis 1 von Amann und Escher
Letzteres finde ich an manchen Stellen, auch wenn es komplizierter und schwerer wirkt, verständlicher als Hild. denn es wirkt in seinem Aufbau klarer strukturiert wärend Hild. auf mich ein wenig Chaotisch in der Themenreihenfolge auf mich wirkt. Leicht scherzhaft aber mit ein bisschen wahrheit würde ich sagen, dass Amann und Escher fast schon 'maschinenlesbar' ist ;)
Des weiteren habe ich noch 'Numerische Mathematik für Anfänger' von Gerhardt Opfer. Damit konnte ich aber wegen Zeitmangel leider noch nicht so umfangreich befassen.
Was die Übungsaufgaben betrifft, kann ich sagen, dass die meisten für mich lösbar sind. Die, die ich bisher nicht lösen könnte, sollte ich mit etwas mehr Zeitaufwand oder auch ein wenig Hilfe allerdings auch lösen können. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es mir an Geduld oder Interesse mangelt.
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Hallo
Für ein Mathematikstudium braucht man hauptsächlich Interesse an der Materie.. In den Grundvorlesungen in den ersten Semestern werden Begriffe definiert, die für die restliche Mathematik verwendet werden.
Beispielsweise wird im ersten Jahr die ganze Funktionentheorie und Differentialrechnung so behandelt, dass man es auch verstehen kann (wenn auch mit ein bisschen mehr Aufwand), also würde man es zum ersten Mal hören. Ausserdem werden immer Ergänzungsvorlesungen angeboten, in denen man vorausgesetztes Wissen sich aneignen kann, sollte man es nicht besitzen.
Was hauptsächlich zum Erfolg führt ist einfach das Interesse an den Stoff, denn wenn du nicht bereit bist, lange, manchmal Stunden hinter einem Beweis zu sitzen, den du von A bis Z dir selbst ausdenken musst und dies dir keinen Spass macht, hast du keine Chance.
Anderseits ist es dann eine enorme Befriedigung, hat man, nach der ganzen Arbeit, wirklich was erreicht. Das ist dann das Schöne an den Aufgaben :)
So wie du dich beschrieben hast denke ich, spricht nichts dagegen, dass du es versuchst. Und selbst wenn es am Anfang ein bisschen schwierig ist, mit genug Zeit und Aufwand wird man langsam aber sicher die Zusammenhänge verstehen. Dann ist der erste Schritt getan :)
Grüsse, Amaro
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Hallo Dennis,
du hast kein Abi, also möglicherweise auch keine
Mathe-Ausbildung auf Gymnasialstufe (?).
Dann kann es natürlich schon sein, dass du dir
in verschiedenen Bereichen eine gewisse Routine
erst erarbeiten musst, die ein guter Abiturient
normalerweise mitbringt. Die Erfahrung zeigt,
dass die ersten Semester eines Mathematikstu-
diums die härtesten sind. Nicht weil da schon die
allerschwierigsten Themen behandelt würden,
sondern weil sich die meisten Studenten erst
an das Tempo des Fortschreitens gewöhnen
müssen und daran, dass man doch sehr oft so
ziemlich auf sich allein gestellt ist.
Deinen Zeilen entnehme ich aber, dass du
offenbar zwei starke Trümpfe in deinen Händen
hast, nämlich die des Interesses und des Willens.
Wenn mich als älteren Hasen ein junger, an
Mathe interessierter Fuchs fragt, ob er Mathe
studieren soll, dann rate ich gerne dazu, weil
ich finde, dass die Mathematik weiterhin gute
Köpfe braucht und weil ich aus Erfahrung weiß,
dass Mathematik eine sehr befriedigende Tätig-
keit sein kann.
Als eine Art "Einstiegstest" könntest du natür-
lich ohne weiteres auf Mathematikarbeiten
aus Abiturprüfungen der vergangenen Jahre
(oder Aufnahmeprüfungen an Hochschulen)
zurückgreifen, um zu sehen, ob vielleicht doch
noch so etwas wie ein Vorkurs angezeigt wäre.
Auf jeden Fall drücke ich dir alle meine
Daumen für einen guten Entscheid !
Al-Chwarizmi
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:05 Sa 20.06.2009 | Autor: | pelzig |
> Als eine Art "Einstiegstest" könntest du natür-
> lich ohne weiteres auf Mathematikarbeiten
> aus Abiturprüfungen [...] zurückgreifen
Hier muss ich aber doch widersprechen. Mathe-Abiturprüfungen sind eine Vergewaltigung der Mathematik und haben rein gar nichts mit dem Studium zu tun.
Gruß, Robert
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:20 Sa 20.06.2009 | Autor: | Arcesius |
> > Als eine Art "Einstiegstest" könntest du natür-
> > lich ohne weiteres auf Mathematikarbeiten
> > aus Abiturprüfungen [...] zurückgreifen
> Hier muss ich aber doch widersprechen.
> Mathe-Abiturprüfungen sind eine Vergewaltigung der
> Mathematik und haben rein gar nichts mit dem Studium zu
> tun.
>
> Gruß, Robert
Das mag zwar stimmen, doch ist diese Mathematikprüfung oft die letzte Prüfung vor Beginn des Mathestudiums.
Und da hier von jemandem die Rede ist, der keine Abitur hat, so könnte er sich durch diese Prüfungen eine Idee davon machen, auf welchem Niveau Mathematik unmittelbar vor dem Studium betrieben wird.
Grüsse, Amaro
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:21 Sa 20.06.2009 | Autor: | Takeela |
Hierbei musste ich direkt schmunzeln, Robert! Das stimmt natürlich... Die Schulmathematik hat relativ wenig mit einem Mathestudium zu tun.
Diese Erfahrung muss so manch einer bei der Aufnahme des Studiums schmerzlich verkraften.
Ich persönlich spielte selbst lange mit dem Gedanken, Mathematik zu studieren - unter anderem, wie ich mir selbst eingestehen musste, aufgrund falscher Vorstellung davon. Nun studiere ich mit höchster Begeisterung Physik und freue mich häufig nach den Mathevorlesungen über diese Entscheidung :-D
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 01:50 So 21.06.2009 | Autor: | Marcel |
Hallo,
> Hierbei musste ich direkt schmunzeln, Robert! Das stimmt
> natürlich... Die Schulmathematik hat relativ wenig mit
> einem Mathestudium zu tun.
> Diese Erfahrung muss so manch einer bei der Aufnahme des
> Studiums schmerzlich verkraften.
> Ich persönlich spielte selbst lange mit dem Gedanken,
> Mathematik zu studieren - unter anderem, wie ich mir selbst
> eingestehen musste, aufgrund falscher Vorstellung davon.
> Nun studiere ich mit höchster Begeisterung Physik und freue
> mich häufig nach den Mathevorlesungen über diese
> Entscheidung :-D
was hoffentlich nicht heißen soll, dass Du den Spaß an der Mathematik verloren hast. Denn das wäre schade.
Dazu muss man sagen, dass ein Physikstudium (ich hatte es auch mal in Erwägung gezogen) meiner Ansicht nach nicht weniger aufwändig ist... ich vermute (und habe es auch teilweise schonmal festgestellt), dass man dabei manches aus der Mathematik etwas gröber behandelt.. nichtsdestotrotz bin ich mir ziemlich sicher, dass auch die Physiker nicht nur oberflächliche Einblicke in die Mathematik erhalten. Und je nach Dozent wird's vll. sogar tiefer gehen, als ein Physiker braucht (oder jedenfalls der Meinung ist, dass er es so detailliert gar nicht braucht).. was ich übrigens nicht negativ meine, denn man muss halt auch mal wirklich sehen, dass ein Physiker sich halt nicht nur mit der mathematischen Theorie auseinandersetzt. Zudem entwickelten sich ja auch einige Theorien aus oder durch Fragestellungen, die ursprünglich aus der Physik stammen.
Viel Erfolg auch Dir weiterhin!!
Gruß,
Marcel
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> > Als eine Art "Einstiegstest" könntest du natür-
> > lich ohne weiteres auf Mathematikarbeiten
> > aus Abiturprüfungen [...] zurückgreifen
> Hier muss ich aber doch widersprechen.
> Mathe-Abiturprüfungen sind eine Vergewaltigung der
> Mathematik und haben rein gar nichts mit dem Studium zu
> tun.
>
> Gruß, Robert
Hallo Robert,
wenn du das so siehst, dann
..... vermute ich bei dir gewisse Zonen unbewältigter
Vergangenheit
..... haben wir es wohl auch hier im MatheRaum (nach
deiner Sicht) sehr oft mit Tatbeständen der
"Vergewaltigung" zu tun. Zeige uns Beispiele
dafür, und wir werden schauen, was wir dagegen
tun können ...
..... vergleiche mal Abituraufgaben mit universitären
Aufnahmeprüfungen oder Übungsaufgaben der
ersten Semester und sage mir, was die dort
allenfalls viel besser machen !
LG Al-Chw.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:48 Sa 20.06.2009 | Autor: | Gilga |
Bei Abituraufgaben setzt man entweder Zahlen in auswendig gelernte Formeln ein (Geometrie, Stochastik) oder wendet stur Algorithmen an (Analysis - z.B. die verschiedenen Integraltechniken ausprobieren bis eine geht)
Im Studium bekommt man vor allem TransferAufgaben bei dene Auswendig gelerntes nicht weiterhilft.
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> Bei Abituraufgaben setzt man entweder Zahlen in auswendig
> gelernte Formeln ein (Geometrie, Stochastik) oder wendet
> stur Algorithmen an (Analysis - z.B. die verschiedenen
> Integraltechniken ausprobieren bis eine geht)
Falls du das so erfahren hast ... naja ... gratuliere trotzdèm ...
> Im Studium bekommt man vor allem TransferAufgaben bei denen
> Auswendig gelerntes nicht weiterhilft.
Das ist so ein Wunsch der AbaHSs ("Ausbildner auf Hochschulstufe")
und klingt ein wenig nach Werbespot ...
LG Al-Chw.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 02:32 So 21.06.2009 | Autor: | Marcel |
Hallo zusammen,
also ich bin bei der ganzen Diskussion hier ein wenig zwigespalten. Einerseits denke ich, dass die Schulmathematik oft halt wirklich einen falschen Eindruck für das Studium hinterläßt (weil sie sich - sehr oft - auch viel auf's Rechnen reduziert), andererseits muss man auch mal beachten, dass man als Mathematikstudierender das alles aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Es kommt einem halt wirklich so vor, als würde die Schulmathematik im Wesentlichen einfach 'zu einfach' gehandhabt und hätte wenig mit der Unimathematik zu tun. Fakt ist wirklich (jedenfalls war es bei uns so), dass man die gesamte Oberstufenmathematik und noch mehr in den ersten beiden Semestern durcharbeitet; wenn es denn überhaupt zwei Semester dauert. Zudem ist das ganze fast nur theoretisch, das Rechnen steht mehr im Hintergrund. Andererseits ist es aber wiederum, ich spreche mal für mich, auch wieder so, dass man gerade dadurch, dass man in der Schule schon viel gerechnet hat (und auch den ein oder anderen kleinen Beweis gesehen hat oder zu erarbeiten hatte; auch in Klassenarbeiten, jedenfalls war es bei mir so), dass man dadurch dennoch vielleicht schon ein kleines Gespür für Begriffe wie Grenzwerte, lineare Abhängikeit, etc. bekommen hat. Ich erinnere mich, dass ich mich gerade am Anfang des Studiums in der Analysis erst wieder so richtig wohlgefühlt hatte, als wir mit Folgen, Grenzwerten etc. arbeiten durften/konnten. Während ein damaliger Kommilitone gerade - weil diese Sachen in der Schule bei ihm wenig oder gar nicht behandelt worden waren (warum, weiß ich nicht mehr!) - dadurch feststellen musste, dass er nicht so ganz klarkommt und das Studienfach wechselte.
Ich persönlich empfinde es halt leider so, dass man sich in der Schule zu wenig mit der Theorie auseinandersetzt und den Schülern mal 'wirklich' zeigen kann, wie eine mathematische Theorie komplett aufgebaut ist und was sich da alles für tolle Sachen ergeben. Andererseits ist es wieder so, wenn man das wirklich durchziehen wollte, bräuchte man entweder wesentlich mehr Schulstunden, oder die Schüler hätten einiges mehr an Hausaufgaben bzgl. der Mathematik zu lösen.
Wenn man sich diese ganzen Dinge nochmal genau anguckt, wird jeder Mathematikstudierende sicher sagen: "Ja klar, die könnten viel mehr lernen, mehr Theorie machen usw." Aber das ist halt schon eine 'verschobene Sichtweise', so sieht das eben jemand, der sich gerne und/oder auch schon seit längerer Zeit mit dieser Materie befasst. Jeder oder viele Chemiestudenten werden sicher auch sagen, dass man in der Schule eigentlich zu wenig Chemie beigebracht bekommt; in der Physik sieht es sicher auch nicht viel anders aus und und und...
Und wenn wir fertig sind, gelangen wir dann doch zu der Ansicht, dass man eben in der Schule nicht jedes Fach extrem vertiefen kann. Denn warum dauert ein Studium sonst so lange, wenn man das alles auch in der Schule hätte schneller lernen können?
Die Schule sollte in etwa die Richtung vorgeben und für eine gewisse Grundbildung sorgen, die für den 'Normalbürger' (was immer das jetzt auch sein soll; sagen wir mal, für jemanden, der nicht unbedingt studieren will/wird) ausreicht.
Etwas schade empfinde ich halt immer noch, wenn ich sehe, dass viele Menschen Mathematik mit Rechnen verwechseln. Und da wäre es mir lieber, wenn die Lehrer in der Oberstufe dann doch ein wenig mehr drauf achten würden, dass sie vll. doch mal wenigstens zwischendurch den ein oder anderen kleinen Beweis präsentieren würden oder auch die Schüler mal mit solchen 'herausfordern' würden; dass sie denen die Aufgabe stellen würden, wie: "Ich behaupte mal, dass eine Nullfolge multipliziert mit einer beschränkten Folge auch wieder eine Nullfolge ist. Hat jemand eine Idee, wie man das beweisen könnte?"
Ich hatte nur einen Lehrer, der sowas wirklich öfters gemacht hat. Die anderen hatten - wenn sie Beweise mal präsentiert haben - im Wesentlichen einfach abgeschrieben oder gesagt, dass wir das nachlesen könnten, wenn es uns interessiere, sie jetzt aber dieses Ergebnis für die nächsten Aufgaben verwenden würden.
Das finde ich einfach ein wenig schade und man bekommt den Eindruck, dass gerade das, was in der Uni so mit am wichtigsten ist (lernen, Beweise zu führen bzw. Beweistechniken erlenen), für die Mathematik nicht so wichtig sei, wie mit Zahlen rechnen zu können (was eigentlich an der Uni eher im Hintergrund steht). Und ich denke, jedenfalls im Leistungskurs Mathematik sollte man die Schüler schon mal etwas mit Beweisen fordern, es müssen ja nicht solche sein, die über mehrere Seiten laufen; aber es müssen genausowenig Einzeiler sein. Ich denke auch, dass es durchaus auch im Leistungskurs einige Leute gibt, die für ein Mathematikstudium sehr tauglich wären, aber die Lust dadurch verlieren, dass es dort dann halt doch im Wesentlichen ums Rechnen geht. Andererseits, wie gesagt, gibt es dort sicher genauso Schüler, die auch so schon genug Schwierigkeiten haben - trotz großer Bemühungen - dem Unterricht zu folgen. Wenn ich das ganze von allen Seiten beleuchte, komme ich jedenfalls zu dem Schluß: Man kann es einfach niemals allen Recht machen, und in der Schule wird dann halt doch versucht, ein 'vernünftiges Mittelmaß' zu praktizieren. Ich persönlich würde den Unterricht etwas anders gestalten, aber auch das kann, wie gesagt, nun auch durch eine 'verzerrte Sichtweise' meinerseits entstanden sein. Und es könnte durchaus sein, dass, wenn ich nun den Unterricht ändern würde, und wenn ich wieder die Chance hätte, diesem so abgewandelten Unterricht ohne mein jetziges, aus dem Studium angeeignetes Wissen, beizuwohnen hätte, mich verfluchen würde, wie ein Fach solche Ansprüche an einen Schüler stellen kann.
Btw.: Gerade am Anfang des Studium sah ich die Schulmathematik auch nicht mehr als besonders 'positiv' an, aber im Laufe der Zeit ändern sich dann doch wieder die Blickwinkel.. und vll. ändert sich auch bei so manchen Leuten hier irgendwann die Einstellung wieder ein klein wenig, so dass die Schulmathematik dann vll. doch nicht ganz so negativ angesehen wird. Bei mir war's unter anderem so, dass ich Lehramststudentinnen Nachhilfe gegeben habe, und da kamen wir halt hin und wieder in das Gespräch darüber, dass sie denken, manches nicht ganz so genau lernen zu müssen, ich sie aber darauf hingewiesen habe, dass ich das anders sehe, dass sie das auch können müssten etc.. Und wenn man den Lehramtlern mal zuhört, dann merkt man, dass sie in einem auf jeden Fall Recht haben: In der Schule sitzen keine Mathematikstudierende vor den Lehrer/innen, sondern eben Schüler... und deren Tagesablauf sieht auch nicht vor, dass sie sich mehrere Stunden jeden Tag nur mit Mathematik beschäftigen, sondern, sie müssen halt gewisse Dinge auf jeden Fall lernen, und das auch noch in begrenzter Zeit. Und unter diesen Aspekten muss man das ganze halt auch einfach mal sehen.
Beste Grüße,
Marcel
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(Frage) beantwortet | Datum: | 17:42 Sa 20.06.2009 | Autor: | pittster |
Du hast recht, Bei dem Abi-Stoff mangelt es mir im Bereich Analysis (Integrale). Ich versuche, diese Defizite selbst in den Griff zu bekommen. Seit Anfang des Monats läuft der besagte Immaturenkurs und ebensolange bemühe ich mich, den Stoff der Oberstufe nachzuholen. Bei den Integralen hängt es da leider etwas. Kannst du mir da irgendwas empfehlen? Interessante Internetseite z.B.?
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> Du hast recht, Bei dem Abi-Stoff mangelt es mir im Bereich
> Analysis (Integrale). Ich versuche, diese Defizite selbst
> in den Griff zu bekommen. Seit Anfang des Monats läuft der
> besagte Immaturenkurs und ebensolange bemühe ich mich, den
> Stoff der Oberstufe nachzuholen. Bei den Integralen hängt
> es da leider etwas. Kannst du mir da irgendwas empfehlen?
> Interessante Internetseite z.B.?
Guten Abend pittster,
Für Übungsmaterial mit z.T. ausführlichen Lösungen kann ich
dir die Aufgaben von Barbara Flütsch wärmstens empfehlen.
Als Theoriebuch könnten die Werke von Lambacher-Schweizer
(in der Buchhandlung anschauen !) gute Dienste leisten.
LG Al-Chw.
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(Antwort) fertig | Datum: | 16:27 Sa 20.06.2009 | Autor: | Takeela |
Ach ja, hier fällt mir ein Tipp für dich, Dennis ein:
Häufig (ich glaube das ist von der Universität abhängig) sind im Mathematikstudium wöchentliche Übungszettel zu lösen, die manchmal alles andere als trivial sein können. Ich würde dir empfehlen, im Internet nach solchen Zetteln zu suchen (du kannst auch einfach auf die Mathepage einer Universität gehen und dort unter den entsprechenden Vorlesungen nachsehen) und versuchen zu lösen. Dann kannst du gut überprüfen, ob dein angelesener Wissenstand ausreicht, im Studium mitzukommen.
Ich denke, das ist ein guter Test für dich!
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:32 Sa 20.06.2009 | Autor: | Arcesius |
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 16:45 Sa 20.06.2009 | Autor: | Gilga |
Sind meiner Meinung nach für Nicht-Mathematiker unlösbar.
Ausnahme die ersten Wochen im Studium
Da man ja nicht umsonst den Stoff stundenlang lernt um die Blätter zu lösen.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:44 Sa 20.06.2009 | Autor: | pittster |
Das ist ein sehr interessanter Vorschlag. Danke! :)
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(Antwort) fertig | Datum: | 16:42 Sa 20.06.2009 | Autor: | Gilga |
Ich hatte Mathe-LK und hab danach Mathe studiert.
Dies Stoffmenge des ganzes LKs enspricht meiner Meinung nach nicht mehr als den ersten Wochen des Studiums.
Wer natürlich schon in der Schule beim korrekten Einsetzten von Zahlen in auswendig gelernten Formeln - fälschlicherweise "Mathematik" genannt - Probleme hatte wird vermutlich im Studium scheitern.
Interessanterweise hatten alle Mathematikstudenten die ich aus Interesse gefragt habe einen Abischnitt von 1.x (TUM)
versuch dich halt an Mathematikwettbewerben.
z.B. http://www.mathe-kaenguru.de/chronik/aufgaben/index.html
Die Aufgabenart entspricht ein wenig dem Studium.
Versuch die Aufgaben aus Mathematikbüchern zu lösen.
(Analysis , LinAlg)
Für Mathematik braucht man vor allem abstraktes Denken.
Man muss um die Ecke denken können.
z.B. für Aufgaben wie.
Auf wievielen Nullern endet 100! (=1*2*3*4*...*100)
Wenn du von alle dem nichts nichts gelöst hast (wie ich nach dem vermutlich nach dem Abi - rückwirkend betrachtet) kannst du das Studium trotzdem schaffen (mit extremen Aufwand)
Ich würds an deiner Stelle probieren.
Mathematiker werden immer gesucht und haben auch die interessanteren Berufe.
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> Ich hatte Mathe-LK und hab danach Mathe studiert.
> Die Stoffmenge des ganzen LKs entspricht meiner Meinung
> nach nicht mehr als dem der ersten Wochen des Studiums.
Ich hoffe, dass du damit nicht sagen wolltest:
"Auf den LK und die ganze Schulmathe könnte man eigent-
lich verzichten, weil man das alles ja in ein paar Wochen
schaffen könnte." Das kann nämlich keiner !
> Wer natürlich schon in der Schule beim korrekten Einsetzten
> von Zahlen in auswendig gelernten Formeln - fälschlicherweise
> "Mathematik" genannt - Probleme hatte wird vermutlich im
> Studium scheitern.
Auch in der Schule besteht Mathematik nicht aus dem
Auswendiglernen von Formeln und dem Einsetzen in
diese. Wer das so sieht, hat leider schon da etwas
Wichtiges verpasst.
> Interessanterweise hatten alle Mathematikstudenten die ich
> aus Interesse gefragt habe einen Abischnitt von 1.x (TUM)
Eine starke Korrelation besteht da offenbar also doch ...
> Für Mathematik braucht man vor allem abstraktes Denken.
Je abstrakter es wird, desto wichtiger wird es allerdings,
die Gedanken mittels konkretem Papier und Bleistift
klar auf den Punkt zu bringen !
> Man muss um die Ecke denken können.
Oft um mehrere Ecken rum ... aber auch dies kann nur
gut gehen, wenn man sich dabei jedes einzelnen Schrittes
vergewissert.
> Mathematiker werden immer gesucht und haben auch die
> interessanteren Berufe.
Das Spektrum wächst. Einer der möglichen interessanten
(wenn auch nicht immer so einfachen und nicht überall
gut honorierten) Berufe ist aber immer noch der Lehrberuf,
in welchem man es vorwiegend mit jungen Menschen zu
tun hat.
LG Al-Chw.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:46 Sa 20.06.2009 | Autor: | Gilga |
>Eine starke Korrelation besteht da offenbar also doch ...
Bedenke
Erfolgreich im Studium => Meist sehr gutes MAthe Abi
gültig
Sehr gutes MAthe Abi => Meist Erfolgreich im Studium
nicht gültig. Fast alle haben sehr gutes MatheAbi im Studium. Trotzdem brich 1/3 ++ ab
>Auch in der Schule besteht Mathematik nicht aus dem
>Auswendiglernen von Formeln und dem Einsetzen in
>diese. Wer das so sieht, hat leider schon da etwas
>Wichtiges verpasst.
Jetzt hab ich extra meine Abituraufgabensammlung (bayern) rausgesucht.
Eindeutig einsetzen in auswendig gelernte Formeln.
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> >Eine starke Korrelation besteht da offenbar also doch ...
> Bedenke:
>
> Erfolgreich im Studium => Meist sehr gutes Mathe Abi
> gültig
Im Umkehrschluss bedeutet dies:
schlechtes MatheAbi => eher geringe Chancen für erfolgreiches MatheStudium
> Sehr gutes MAthe Abi => Meist Erfolgreich im Studium
> nicht gültig. Fast alle haben sehr gutes MatheAbi im
> Studium. Trotzdem brich 1/3 ++ ab
das bezweifle ich keineswegs
wichtig war mir, auszudrücken: sollte es für das MatheAbi
nicht oder nur knapp reichen, stünden die Chancen für ein
erfolgreiches MatheStudium trotz gutem Willen, aber ohne
weitere Vorbereitungen nicht besonders gut
> >Auch in der Schule besteht Mathematik nicht aus dem
> >Auswendiglernen von Formeln und dem Einsetzen in
> >diese. Wer das so sieht, hat leider schon da etwas
> >Wichtiges verpasst.
>
> Jetzt hab ich extra meine Abituraufgabensammlung (bayern)
> rausgesucht.
> Eindeutig einsetzen in auswendig gelernte Formeln.
Naja, ich lebe auch weit entfernt von Bayern
Auch ein anderer Punkt sollte da vielleicht noch
angesprochen werden. Sowohl in Bayern, Rest-
deutschland als auch in meinem Land herrscht
seit längerer Zeit der politische Druck, mindes-
tens etwa 30% der Jugendlichen (besser aber
40% oder 50%) an die Universitäten, also erst
mal durch das Abi zu bringen. Als ich mein Abi
bestand, waren es erst etwa 10%. Eine Rechnung,
für die man nicht einmal alle Finger einer Hand
braucht, zeigt, dass unter diesen Voraussetzungen
das "Niveau" (wenn das in diesem Zusammenhang
noch kein politisch verpönter Ausdruck ist)
der gymnasialen Bildung und auch die Leistungen
in den Abschlussprüfungen in den letzten Jahr-
zehnten wohl eher gesunken sind. Um trotzdem
zu den erwarteten Erfolgszahlen zu kommen,
mussten (in zwar kaum merklichen Schritten von
einem Jahr zum anderen) die Anforderungen in
den Prüfungen allmählich reduziert werden. Um
dann auch noch den Anschein von anspruchsvollen
Prüfungsaufgaben aufrecht erhalten zu können,
gab es eine gewisse Tendenz dazu, die Schüler-
Innen auf gewisse Aufgabentypen "einzufuchsen",
die tatsächlich durch blosses Einsetzen in gewisse
gelernte Formeln zu lösen waren.
Mit diesen Überlegungen springe ich natürlich viel
weiter, als ich mit einer einfachen Antwort eigentlich
gehen wollte. Vielleicht liest aber jemand diese Zeilen,
der auf politische Prozesse mehr Einfluss hat als ich.
LG Al-Chwarizmi
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 13:09 Mo 22.06.2009 | Autor: | Gilga |
>Vielleicht liest aber jemand diese Zeilen, der auf politische Prozesse mehr Einfluss hat als ich.
Das halte ich für unwahrscheinlich.
Als Grund für die schlechten Leistungen von Schülern halte ich eher unser Schulsystem: Halbtagsunterricht, viele brauchen Nachhilfeunterricht, schlechte Lernschwerpunkte. ca. 30-50% des Unterrichts verbringt man mit Sprachen. (ich glaube im schnitt 4-6 Std./Woche pro Fremdsprache )
Ich finde 2. Fremdspracahe absolut überflüssig. Man sollte nahezu perfekt englisch lernen - das reicht.
Ich hatte als 2. Fremdsprache Französisch -- nicht einmal im Leben gebraucht. aber ich benutze jeden Tag Englisch.
Insgesamt halte ich bei ausreichender Förderung (ab der Geburt) min. 80% der Kinder befähigt Mathe erfolgreich zu studieren.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 20:45 Di 23.06.2009 | Autor: | Marcel |
Hallo,
> Als Grund für die schlechten Leistungen von Schülern halte
> ich eher unser Schulsystem: Halbtagsunterricht, viele
> brauchen Nachhilfeunterricht, schlechte Lernschwerpunkte.
> ca. 30-50% des Unterrichts verbringt man mit Sprachen. (ich
> glaube im schnitt 4-6 Std./Woche pro Fremdsprache )
> Ich finde 2. Fremdspracahe absolut überflüssig. Man sollte
> nahezu perfekt englisch lernen - das reicht.
> Ich hatte als 2. Fremdsprache Französisch -- nicht einmal
> im Leben gebraucht. aber ich benutze jeden Tag Englisch.
das finde ich auch blödsinnig, so etwas zu sagen. Ich wohne hier in Trier Grenz-nahe an Luxemburg, da sollte man sowohl Englisch als auch Französisch beherrschen. Dass Du mit dem nahezu perfekten Englisch auskommst, mag gut sein, aber Du darfst nicht nur von Dir ausgehen, sondern auch mal ein wenig über den Tellerrand schauen.
Gruß,
Marcel
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 22:36 Di 23.06.2009 | Autor: | Arcesius |
Hallo
Nun, es mag zwar stimmen, dass manche tatsächlich wieder Französisch brauchen.. doch dies ist immer noch kein Grund dafür, 2 Fremdsprachen lernen zu müssen.
In der Deutschschweiz beispielsweise ist man gezwungen, Französisch, Deutsch und Englisch als Sprachen zu lernen, jedoch hat niemand die Wahl, die französische Sprache durch die italienische zu ersetzen, obwohl Italienisch auch eine Landessprache ist.
Ich kann zwar noch nicht aus "Erfahrung" reden, doch in der Uni habe ich seit der Matur nur Deutsch oder Englisch reden/verstehen müssen..
Es ist auch nicht die Rede davon, dass man nur Englisch sollte lernen müssen, sondern einfach nur EINE Fremdsprache. Die Wahl könnte vom Schüler selbst abhängen.
Ich bin aber auch der Meinung, dass zwei Fremdsprachen zu viel sind, zumal man oft selbst die eigene Sprache nicht richtig beherrscht.
Ausserdem gibt es ja verschiedene Matur-/Abiturtypen. Sprachen, Wirtschaft, Mathe/Physik, Bio/Chemie... Bei einer Sprach-Matur machen mehrere Fremdsprache Sinn, bei einer Matur in Naturwissenschaften finde ich eine Sprache mehr als genug.
Grüsse, Amaro
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Hallo zusammen,
irgendwie sind wir jetzt doch ziemlich vom Thema abge-
wichen, denn eigentlich handelte es sich um den Mathe-
unterricht. Den "Schwarzen Peter" einfach auf die
große zeitliche Beanspruchung durch andere Fächer
abzuschieben, ist irgendwie zu billig. Wenn ich auf meine
eigene Schulbildung und deren späteren "Nutzen" blicke,
dann muss ich klar sagen, dass mir wohl die Sprachen,
zu deren Erwerb in der Schule wenigstens eine Grundlage
geschaffen wurde, sehr viel Lebensqualität gebracht
haben. Dadurch wurde ich fähig, mich quer durch Europa
und auch rund um den Globus zu bewegen, ohne je
eigentliche Kommunikationsprobleme zu haben.
Französisch und Englisch brauche ich neben Deutsch fast
ständig, und auch Italienisch hatte ich in der Schule
als Freifach und kann es immer wieder einsetzen.
Passives Sprachverständnis in Spanisch ergab sich
dann fast von selbst.
Ich geniesse es z.B., dass ich in einer Ausstellung,
wo Besuchergruppen in verschiedenen Sprachgruppen
geführt werden, mich nach Belieben der einen oder der
anderen anschliessen kann, je nach Qualität der Er-
läuterungen der entsprechenden Gruppenleiterin.
Wie viele Sprachen man in der Schule lernen müßen
soll, ist eine offene Frage. Aber nur eine einzige
Fremdsprache scheint mir für Abiturienten doch ein
zu bescheidenes Ziel.
LG Al-Chw.
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 03:20 Mi 24.06.2009 | Autor: | Marcel |
Hallo,
> irgendwie sind wir jetzt doch ziemlich vom Thema abge-
> wichen, denn eigentlich handelte es sich um den Mathe-
> unterricht. Den "Schwarzen Peter" einfach auf die
> große zeitliche Beanspruchung durch andere Fächer
> abzuschieben, ist irgendwie zu billig. Wenn ich auf meine
> eigene Schulbildung und deren späteren "Nutzen" blicke,
> dann muss ich klar sagen, dass mir wohl die Sprachen,
> zu deren Erwerb in der Schule wenigstens eine Grundlage
> geschaffen wurde, sehr viel Lebensqualität gebracht
> haben. Dadurch wurde ich fähig, mich quer durch Europa
> und auch rund um den Globus zu bewegen, ohne je
> eigentliche Kommunikationsprobleme zu haben.
> Französisch und Englisch brauche neben Deutsch fast
> ständig, und auch Italienisch hatte ich in der Schule
> als Freifach und kann es immer wieder einsetzen.
> Passives Sprachverständnis in Spanisch ergab sich
> dann fast von selbst.
> Ich geniesse es z.B., dass ich in einer Ausstellung,
> wo Besuchergruppen in verschiedenen Sprachgruppen
> geführt werden, mich nach Belieben der einen oder der
> anderen anschliessen kann, je nach Qualität der Er-
> läuterungen der entsprechenden Gruppenleiterin.
>
> Wie viele Sprachen man in der Schule lernen müßen
> soll, ist eine offene Frage. Aber nur eine einzige
> Fremdsprache scheint mir für Abiturienten doch ein
> zu bescheidenes Ziel.
was soll ich dazu noch sagen? Ich finde diese Diskussion geht eh ziemlich am Thema vorbei. Ich habe in der Schule Religion gelernt, es nie gebraucht, ich habe Erdkunde gelernt und es (fast) nie gemocht, ich habe in der Schule Kunstunterricht gehabt, und wirklich 'brauchen' tu ich das auch nicht. Natürlich kann man das im Nachhinein alles verurteilen und sagen, eigentlich brauchte ich in der Schule auch nur das und das für meinen jetzigen Werdegang. Aber man soll ja eine gewisse Grundbildung haben und welchen Weg man im späteren Berufsleben einschlägt oder einzuschlagen versucht, wissen wohl die wenigsten Schüler. Ich hatte in der Schule nur einmal kurz - und das eher durch Zufall - mal Philosophie kennengelernt. Ich fand's interessant, aber nicht allzusehr und mit der Zeit ging es unter, weil es halt nur einmal in einer Stunde erwähnt wurde (weil ein neuer Lehrer kam, der auch Philosophie studiert hatte und dieses Fach zusätzlich anbieten wollte). Heutzutage bin ich gar nicht so abgeneigt, mich mit philosophischen Fragen auseinanderzusetzen. Damals war das für mich einfach nur ein Fach, was mir nur noch mehr Schulstunden gebracht hätte, worauf ich keine Lust hatte... in der 5en Klasse denkt man halt noch ein wenig anders bzgl. des Lernens etc..
Heutzutage bereue ich mein Verhalten sogar etwas, weil ich damals schon die Chance hatte, mir ein kleines Grundlagenwissen bzgl. dieses Faches anzueignen, es aber gekonnt ignoriert habe. Und bei mir kommt es gerade so an, als wenn manche Leute hier suggerieren wollen, dass die Schule schon die Leute auf ihren speziellen Fachgebieten auf höherem Niveau unterrichten sollten. Das ist utopisch, denn:
1.) Die meisten Schüler wissen noch nicht mal, was sie wirklich interessiert. Eine gewisse Entwicklung diesbezüglich findet meines Erachtens erst ab der Oberstufe statt (ein gutes Beispiel: Ein Kollege von mir hat gerade seinen Doktor in Mathe gemacht; bis zur Oberstufe stand er in Mathe immer zwischen 4 und 6, und ab dann interessierte ihn das Fach und er bildete sich freiwillig und intensiv fort). Und bei manchen dauert es sogar noch länger, dass sie erst, wenn sie sehen, welchen Beruf sie mal ergreifen wollen, schauen, was sie können müssen und sich erst dann intensiv damit auseinandersetzen.
2.) Ich bin mir ziemlich sicher, dass man auch sehr viele Schüler, selbst, wenn sie wissen, was sie machen wollen und bereit sind, sich einem Fach intensiv(er) zu widmen, damit überfordern wird.
Ein weiteres Problem ist auch - und das ergibt sich aus 2.) - dass jemand vll. total motiviert ist und sich mit einem Fach beschäftig und spezialisieren will, aber merkt, dass er die Anforderungen nicht erfüllen kann. Weil die Ansprüche dann halt doch zu hoch sind, und er dann vll. dort merkt, dass er in einem anderen Fach 'begabter' ist.
Man muss hier schon realistisch bleiben: In der Schule lernt man nur 'elementares', um eine Idee zu bekommen, wie das Fach nun aussieht und wo man seine Stärken hat (oder glaubt, sie zu haben). Und ich bin sogar der Meinung, dass man sich mit zwei Fremdsprachen nicht zu beklagen braucht. (Ich hätte sogar sehr gerne noch Religion durch eine dritte ersetzt, wenn das gegangen wäre; aber das nur nebenbei. )
Sprache ist Kommunikation, und es ist definitiv besser, wenn man sich in vielen Sprachen mitteilen kann als nur in einer. (Die Mathematik ist übrigens auch eine (Art) Sprache. ) Und wer weiß: Vielleicht muss man mal mit jemanden arbeiten, der zwar kein Englisch kann, aber des Französischen mächtig ist.. Dann ist man froh, wenn man diese Sprache lernt. Zumal es auch soziale und kulturelle Aspekte und Argumente gibt, die dafür sprechen, mehrere Sprachen zu lernen. Hier sind wir wieder genau an der Stelle, an der wir schonmal waren, und ich wiederhole mich:
Es ist schön, wenn jemand meint: "Mir persönlich reicht Englisch und mehr brauche ich nicht und werde ich (wohl) auch nicht brauchen."
Aber da wird halt mal wieder nicht über den Tellerrand hinausgeschaut; und das finde ich schade.. und wie von Al angesprochen: Den schwarzen Peter sollten wir nicht auf andere Schulfächer schieben.
Dann seien wir doch mal lieber ehrlich:
In der Schule hat man doch schon noch einiges an Freizeit. Und ein wenig mehr Unterricht würde keinem Schüler schaden. Ich selbst würde mir als Schüler jetzt 'ne Standpauke halten, wie stressig die Schule sei und ob ich sie noch alle habe, sowas zu sagen.
Nichtsdestotrotz sehe ich das (heute) so.
Was ich übrigens - so im Nachhinein betrachtet - in der Schule, auch im LK Mathematik leider vermisst habe:
Ich habe nur die Mathematikbücher der Schule kennengelernt bzw. nur Bücher über Schulmathematik. Leider hat mir in der Schule kein Lehrer auch mal nur ein Buch, dass sich mit der höheren Mathematik - auf Uniniveau etc. - beschäftigt, genannt. Hätte man mir damals ein Buch wie den Heuser, Lehrbuch der Analysis, oder Bosch, Lineare Algebra, empfohlen oder mir zu lesen gegeben, hätte ich mich schon in der Schule intensiv damit befasst und wäre wesentlich besser für die Uni gewappnet gewesen.
Ich persönlich würde es begrüßen, wenn die Lehrer wenigstens mal das ein oder andere Lehrbuch, welches für Mathestudenten im ersten und/oder zweiten Semester geeignet ist, schon an der Schule wenigstens mal benennen und vll. auch dafür sorgen, dass interessierte Schüler wenigstens mal in die ersten Kapitel reingucken können. Und vll. auch - für interessierte Schüler - Sprechstunden für sowas einrichten (das ist natürlich eine Ermessungssache eines Lehrers). Und ich denke, dass es nicht zuviel verlangt ist, dass ein Lehrer einmal erwähnt oder an die Tafel Bücher wie den "Forster, Analysis" schreibt... Er muss ja dann nicht das Buch im Unterricht abhandeln, sondern er sollte es nur mal erwähnt haben, so dass motivierte und neugierige Schüler vll. auf die Idee kommen, sich mal aus Eigeninitiative damit zu befassen.
btw.:
pittster tut ja im Prinzip genau das. Er sucht nach solchen Büchern und beschäftigt sich aus Eigeninitiative intensiv mit der Materie. Was gibt es für bessere Voraussetzungen für ein Studium der Mathematik? Sofern er nicht irgendwann mal nur noch total ratlos vor etwas sitzt und nicht weiß, wie das zustandekommt, wird er gut zurechtkommen. Und wenn er irgendwann mal Verständnisschwierigkeiten hat: Gerade im Studium lernt man ja genug Leute kennen, die sich 'auskennen', vll. sogar die gleichen Verständnisschwierigkeiten hatten; aber meistens auf jeden Fall 'helfen' können. Wenn man etwas nicht versteht und es von jemanden erklärt bekommt, muss man es ja auch dann nicht sofort verstehen. Aber dann beginnt ein gewisser Prozess und irgendwann.. werden die Probleme und Schwierigkeiten immer kleiner bzw. man lernt auch, zwischen 'wichtigen' und 'kleinen' Verständnisproblemen zu differenzieren.. Ich rate ihm nach wie vor, dass er das Studium mal ausprobieren soll. Denn zu verlieren hat er mMn nichts, und es klingt für mich so, als wenn er definitiv so mit die besten Voraussetzungen mit ins Studium bringt.
Gruß,
Marcel
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Hallo Al-Chwarizmi,
hier möchte ich mich zu Wort melden:
Du sagst sinngemäß aus, man könne den Inhalt der Mathematik der Oberstufe nicht in zwei Semestern schaffen könne. Ich meine, man (welches ist das passende Verb in diesem besagten Schul- und Ausbildungssystems.....) dies auch nicht in den drei Jahren der Oberstufe. Es geht einfach nicht, zumindest nicht in dem Sinne des Wortes "Erkenntnis", so wie ich mir dessen Bedeutung selbst erkläre.
Ich stelle die These auf, das, wenn es möglich wäre, dass man nur einen geringen Bruchteil dessen, was Lehrpersonen von sich geben, wirklich für sich selber als Erkenntnis verbuchen könnte, so wäre damit doch um Welten mehr geholfen als das ganze Faktenwissen, welches etwa im Abitur geschafft werden soll. In meinen Augen zeigt sich auch in der Geschichte, dass Menschen, welche fähig waren, echte neue Erkenntnisse zu erlangen, oftmals an der Schule gescheitert sind bzw. an derartigen Institutionen.
Ich bin der starken Überzeugung, das, aus einem, ich nenne es mal leichtfertig "philosophischem" Blickwinkel gesehen, diesem Schul- und Ausbildungssystem nicht etwa die Idee der Erkenntnis einzelner Individuen zu Grunde liegt, sondern in viel stärkerem Maße der Wunsch nach stabilen Verhältnissen für die Allgemeinheit. (ohne weitere Ausführung)
Intellektuelles Verhalten, gekoppelt an neue Denkmuster und Erkenntnisse sind nicht erwünscht.
Mehr emotional betont gesprochen würde ich für mich sagen: Dies zeigt die Armseligkeit, aus anthropologischer Blickwinkel gesehen, des so unglaublich weit entwickelten Tieres Mensch.
Liebe besorgten Gruss
Goldener Schnitt
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> Hallo Al-Chwarizmi,
> hier möchte ich mich zu Wort melden:
> Du sagst sinngemäß aus, dass man den Inhalt der
> Mathematik der Oberstufe nicht in zwei Semestern schaffen
> könne. Ich meine, man (welches ist das passende Verb in
> diesem besagten Schul- und Ausbildungssystems.....) dies
> auch nicht in den drei Jahren der Oberstufe. Es geht
> einfach nicht, zumindest nicht in dem Sinne des Wortes
> "Erkenntnis", so wie ich mir dessen Bedeutung selbst
> erkläre.
> Ich stelle die These auf, dass, wenn es möglich wäre,
> dass man nur einen geringen Bruchteil dessen, was
> Lehrpersonen von sich geben, wirklich für sich selber als
> Erkenntnis verbuchen könnte, so wäre damit doch um Welten
> mehr geholfen als das ganze Faktenwissen, welches etwa im
> Abitur geschafft werden soll. In meinen Augen zeigt sich
> auch in der Geschichte, dass Menschen, welche fähig waren,
> echte neue Erkenntnisse zu erlangen, oftmals an der Schule
> gescheitert sind bzw. an derartigen Institutionen.
Letztere kaum bestreitbare Tatsache darf aber
keineswegs zum Umkehrschluss verführen:
"Wer in der Schule gescheitert ist, eignet sich
besser für echte neue Erkenntnisse oder
revolutionäre Gedanken, die die Menschheit
weiter bringen."
> Ich bin der starken Überzeugung, dass, aus einem, ich nenne
> es mal leichtfertig "philosophischen" Blickwinkel gesehen,
> diesem Schul- und Ausbildungssystem nicht etwa die Idee der
> Erkenntnis einzelner Individuen zu Grunde liegt, sondern in
> viel stärkerem Maße der Wunsch nach stabilen Verhältnissen
> für die Allgemeinheit. (ohne weitere Ausführung)
Falls du dazu wirklich fundierte Gedanken hast, dann
solltest du nicht bloss andeuten, dass du welche hast ...
> Intellektuelles Verhalten, gekoppelt an neue Denkmuster und
> Erkenntnisse sind nicht erwünscht.
> Mehr emotional betont gesprochen würde ich für mich
> sagen: Dies zeigt die Armseligkeit, aus anthropologischem
> Blickwinkel gesehen, des so unglaublich weit entwickelten
> Tieres Mensch.
Ich frage mich auch manchmal, in welche
Zukunft wir unser schönes blaues Raum-
fahrzeug steuern ...
> Lieben besorgten Gruss
>
> Goldener Schnitt
(gottseidank - ich hatte schon befürchtet, dass
das "Goldener Schuss" heißen sollte ...)
LG Al-Chwarizmi
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 17:49 Sa 20.06.2009 | Autor: | pittster |
Danke für den Link und das Stichwort :)
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Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 20:05 Sa 20.06.2009 | Autor: | leduart |
Hallo
Mit dem was du alleine geleistet hast solltest du unbedingt Mathe studieren. Du hast mit dem fehlenden Matheabi hoechstens das Ueben von relativ zur uni stupiden Aufgaben verpasst. Das kann dich beim wirklichen loesen von Uni aufgaben anfangs Zeit kosteneinfach weil die Rechenroutine fehlt,
Was wichtige ist, dass du dir von Anfang an ne Gruppe suchst, in der man ueber mathe redet und nicht nur Loesungen von Aufgaben austauscht. Und es muss dir klar sein, dass Erfolg von einer mehr als 40 Std. Woche abhaengt.
Ansonsten viel Spass.
Wenn du noch Bedenken hast such dir eher ne Uni, die Fuer Mathe nicht so beruehmt ist, aber eine gute Anfaengerbetreuung hat, zu der Superuni dann nach dem bachelor oder Vordiplom.
Gruss leduart
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Status: |
(Frage) beantwortet | Datum: | 21:14 So 21.06.2009 | Autor: | pittster |
Leider sind meinem Zugang zum Studium geringfügige Grenzen gesetzt: ich darf mich nur in niedersächsischen Unis bewerben. Woran erkennt man denn eine Super-Uni und woran erkennt man eine, die eine gute Anfängerbetreuung hat? Aus praktischen Gründen (nähe zum Hauptwohnsitz) würde ich sehr gerne in Hannover studieren.
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Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 21:57 So 21.06.2009 | Autor: | leduart |
Hallo
Geh einfach, bevor du dich einschreibst, mal 1 2 Tage dahin, geh zur Fachschaft und versuch dich mit studis in Anfangssemestern zu unterhalten. Von Giessen hab ich von guter Betreuung gehoert abe keine ahnung ob das in Nidersachsen liegt, Neue Unis sind in der Betreuung oft besser als alte, aber in Niedersachsen kenn ich mich nicht aus.
Gruss leduart
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Status: |
(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 22:33 So 21.06.2009 | Autor: | zetamy |
> Hallo
> Geh einfach, bevor du dich einschreibst, mal 1 2 Tage
> dahin, geh zur Fachschaft und versuch dich mit studis in
> Anfangssemestern zu unterhalten.
Gute Idee.
> Von Giessen hab ich von
> guter Betreuung gehoert
Ähm, Gießen, ich sags mal so: die einen sind begeistert (nicht zuletzt wegen Herrn Prof Beutelsbacher und dem Mathematikum), die anderen sehen dort den Super-Gau (ebenfalls nicht zuletzt wegen Herrn Prof Beutelsbacher und dem Mathematikum)... kleiner Scherz
> abe keine ahnung ob das in
> Nidersachsen liegt,
Nee, in Hessen.
@ Dennis: Auf http://ranking.zeit.de/che10/CHE sind die deutschen Hochschulen nach vielen Kriterien bewertet (u.a. nach Studiensituation, Betreuung).
Studieren solltest du auf jeden Fall, denn falls du es nicht machst, wirst du dich immer fragen "was wäre wenn.."
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> Woran erkennt man denn eine Super-Uni
Hallo,
Du brauchst keine.
> und woran
> erkennt man eine, die eine gute Anfängerbetreuung hat?
Du kannst Dich mal umhören, wie groß die Übungsgruppen sind und was die Durchschnittsstudenten so erzählen.
Man darf nicht vergessen, daß die Güte der Betreuung auch vom einzelnen Studenten abhängt.
Wenn ich das Sprechstundenangebot nicht wahrnehme, dann ist es egal, ob es das Sprechstundenangebot gibt oder nicht.
Wenn ich völlig unvorbereitet in die Sprechstunde komme, dann muß ich mich nicht wundern, wenn ich Irritationen hervorrufe und mir nicht richtig geholfen werden kann.
> praktischen Gründen (nähe zum Hauptwohnsitz) würde ich sehr
> gerne in Hannover studieren.
Dann mach das doch.
Mein Studium in Hannover ist ja schon lange her, was dort aktuell los ist, weiß ich überhaupt nicht.
Hannover ist ja meines Wissens noch nie eine der Topadressen der Mathematik gewesen - und trotzdem habe ich dort damals einige ganz tolle Lehrer gehabt, die mit großem Engagement versucht haben, uns etwas beizubringen und uns in dem ganzen Streß nicht den Blick für die Schönheit des Faches verlieren zu lassen.
Wenn Du irgendwann feststellst, daß Dir Deine Uni fachlich zu wenig zu bieten hat, kannst Du ja immer noch wechseln, z.B. zum Masterstudium wonanders hingehen.
Gruß v. Angela
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(Antwort) fertig | Datum: | 21:21 Sa 20.06.2009 | Autor: | Marcel |
Hallo pittster!
> Vor einigen Monaten, etwa einem halben Jahr, fing ich an,
> mich mit Mathematik zu beschäftigen. Es wahr ein Zufall,
> dass ich überhaupt dazu gekommen bin. Seitdem habe ich mich
> aus Interesse mit linearer Algebra und Analysis
> beschäftigt.
+ Der Ehrgeiz und das Interesse ist definitiv vorhanden!
> Auch wenn ich als nicht-Mathematiker einige
> Startschwierigkeiten mit der üblichen Notation hatte und
> mir das Verständnis der Lehrbücher anfangs dementsprechend
> schwer fiel, habe ich nicht locker gelassen und habe mir
> eine, für einen Amateur bestimmt nicht unwesentliche, Menge
> an Wissen angeeignet.
S.o.
> Jetzt, wo sich mir die Möglichkeit bietet, auch ohne Abitur
> zu studieren (das geht über einen sog. Immaturenkurs),
> stellt sich mir die Frage: reicht das alles aus um
> Mathematik zu studieren? Vom Gefühl her bin ich geneigt,
> diese Frage mit 'Ja' zu beantworten, ich beschäftige mich
> schließlich aus purem Interesse mit Mathematik auf
> Hochschulniveau und verstehe diese Sachverhalte innerhalb
> einer kurzen (mal auch längeren) Zeit ohne jemals eine
> Vorlesung, ein Seminar oder eine Lerngruppe zu diesen
> Themen besucht zu haben.
Damit beantwortest Du Dir Deine Frage schon selbst. Außerdem: Was hast Du zu verlieren?
> Meine Fragen sind jetzt: Gibt es in einem
> Mathematik-Studium Anforderungen, die über diese Fähigkeit
> hinaus gehen? Gibt es eine Art 'ultimativen Test' mit
> dessen Hilfe ich selbst herausfinden kann, ob ich für ein
> solches Studium geeignet bin? Die letzte Frage klingt
> vielleicht ein wenig naiv, aber dahinter steckt, dass ich
> davon ausgehe, dass es schnell feststellbar ist, ob man die
> erforderlichen Kriterien nicht erfüllt.
Wichtig ist, dass Du Dich sehr genau mit der Theorie auseinandersetzt und das auch detailliert lernst, und nicht etwas mit "das ist ja ganz banal" beantwortest, sondern Dir sagst: Auch, wenn etwas banal ist, sollte es genau zu erklären sein. Für die Analysis empfinde ich nach wie vor den "Heuser, Lehrbuch der Analysis" geeignet, vor allem, weil er meiner Ansicht nach für jeden, der sich genug Zeit nimmt, verständlich ist (der Nachteil ist natürlich, dass das Buch extrem dick ist, aber Du bringst ja den nötigen Ehrgeiz mit und daher solltest Du Dich davon nicht abschrecken lassen).
Generell empfehle ich Dir einfach:
Such erstmal nach Skripten zur Analysis/Linearen Algebra und nach entsprechenden Übungsaufgaben zur Analysis/Linearen Algebra mit Lösungen (solche findest Du ja sicher z.B. mit google). Wenn es schon so ist, dass Du keine größeren Probleme damit hast, ein Skript (welches Dir geeignet erscheint) 'eisern' durchzuarbeiten (d.h. lesen, verstehen und so lernen, dass Du das gelernte im Wesentlichen jemanden erklären kannst) und wenn Du wenigstens mit 50 bis 70% der Übungsaufgaben (nach genügend langer Zeit; in der Regel hat man in der Uni eine Woche bis zur Abgabe der Lösungen der Übungsaufgaben) ohne "wesentliche Probleme" klarkommst, dann würde ich so grob sagen: Du wirst beim Einstieg ins Studium erstmal keine allzugroßen Probleme bekommen, und wenn Du am Ball bleibst, wirst Du es definitiv schaffen können.
Solltest Du Anfangs doch merken, dass Du "etwas überfordert" bist, dann scheue Dich aber auch im Studium nicht, nach Hilfe zu fragen. Bei den Dozenten, Übungsleitern oder vor allem: Mitstudenten. Es wird oft vergessen, dass man Mathematik zwar auch 'stur lernen' kann, aber meiner Erfahrung nach festigt sich das ganze erst wirklich, wenn man sich mit anderen austauscht und über das gelernte spricht. Bzw., wenn Du irgendwann mal vom Gefühl her so weit bist, dass Du denkst, dazu fähig zu sein:
Wenn man anderen beim Lernen hilft, ihnen das nochmal erklärt, vll. mit anderen Worten bzw. wenn man Nachhilfe gibt. So grob würde ich sagen: Sobald man jemanden etwas lückenlos (bzw. bis auf unwesentliche Lücken) erklären kann, kann man auch sagen, dass man das alles wirklich verstanden und verinnerlicht hat.
Aber um es nochmal auf den Punkt zu bringen:
Alleine Dein Ehrgeiz, Dein Wissensdurst und Deine Selbstständigkeit verschaffen Dir hier enorme Pluspunkte. Sollten nun nicht erhebliche Verständnisschwierigkeiten auftreten (was aber, so wie Du das alles bisher geschildert hast, eher nicht der Fall zu sein scheint; im Gegenteil), so kann ich Dir nur raten: Versuch' es einfach!!
Du bringst nämlich so mit die besten Voraussetzungen für das Studium mit!!
Beste Grüße und viel Erfolg,
Marcel
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 22:03 So 21.06.2009 | Autor: | leduart |
Hallo marcel und die anderen Schulverteidiger
Also vorweg, es gibt Lehrer, die sich um wirkliches Verstaendnis bemuehen. Die Lehrplaene, nicht die Lehrer sind das Hindernis, und die Abivorschriften in der oberstufe.
Was wirklich moeglich ist, vorallem schon weit unten liest man etwa hier, da find ich vieles, was auch bei uns so ist, obwohl es aus USA kommt.
Lockharts lament
Gruss leduart
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> Hallo marcel und die anderen Schulverteidiger
> Also vorweg, es gibt Lehrer, die sich um wirkliches
> Verstaendnis bemuehen. Die Lehrplaene, nicht die Lehrer
> sind das Hindernis, und die Abivorschriften in der
> oberstufe.
> Was wirklich moeglich ist, vorallem schon weit unten liest
> man etwa hier, da find ich vieles, was auch bei uns so ist,
> obwohl es aus USA kommt.
> Lockharts lament
>
> Gruss leduart
Hallo leduart,
Danke für den Link.
Ich habe mir den Text ausgedruckt und musste
schon bei der Lektüre der ersten Seite - mit dem
Bericht über den Alptraum des Musikers, mehrmals
schallend lachen - obwohl es eigentlich eine recht
traurige Geschichte ist, wenn man das Gleichnis,
das der Autor hier ausbreitet, mit den vielen
entlarvend dargestellten Bezügen zu real existie-
renden Situationen im (nicht nur amerikanischen)
Mathematikunterricht ernst nimmt.
Die Beispiele für geometrische "Beweise" sind
wirklich abschreckend, und auch im Dialog zwischen
Simplicio und Salviati wird in vielen Wunden
schmerzlich gestochert.
Der Autor ist ein begeisterter Mathematiker und
ein Kritiker mit scharfer Feder und bissigem Humor
bzw. Sarkasmus.
Was mir aber in dem Text fehlt, sind praktikable
Vorschläge dazu, wie denn Mathematik nach
seinen Vorstellungen vermittelt werden könnte
oder sollte. Seiner Idee, Kinder würden Mathematik
ganz natürlich aus sich selber heraus entwickeln,
wenn man ihnen nur in der Schule nicht "die Lust
dazu austreiben" würde, möchte man ja irgendwie
gerne Glauben schenken. Möglicherweise wäre
aber so etwas wie ein mindestens eine Gene-
ration lang dauerndes Mathe-Unterrichts-
Moratorium notwendig, um die gegenwärtigen
"untauglichen" schulpolitischen und mathematik-
didaktischen Konzepte auszurotten, um dann
wie Phönix aus der Asche eine wirklich "neue
Mathematik" aufgehen zu lassen, die dann zu
Recht auch in der Öffentlichkeit in erster Linie
als eine erstrebenswerte Kunst und nicht als
ein leider notwendiges Übel wahrgenommen
würde ...
Utopie ? Wir brauchen Utopien ! Sie sind wie
Leuchtfeuer in der Nacht und können uns anzeigen,
in welche Richtung es zu fahren gilt.
Al-Chwarizmi
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> Gibt es eine Art 'ultimativen Test' mit
> dessen Hilfe ich selbst herausfinden kann, ob ich für ein
> solches Studium geeignet bin?
Hallo,
ja, diesen ultimativen Test gibt es: ausprobieren...
Du kannst doch nur gewinnen dabei: entweder findest Du im Mathematikstudium Deine Erfüllung, oder Du weißt nach spätestens einem Jahr, daß Du sie woanders wirst suchen müssen, was aber doch auch ein Erkenntnisgewinn ist und Dich davon befreit, das Päckchen mit "wenn, hätte, wäre" durch den Rest Deines Lebens zu schleppen.
Ich weiß nicht, wie die aktuellen Regelungen sind, aber vielleicht kannst Du Dich ja mal informieren, ob es Vorteile hast, wenn Du zunächst als Gasthörer beginnst, und bei Gefallen einen "echten" Studenten aus Dir machst.
Je nach Deiner Lebenssituation (und persönlichkeitsstruktur) könnte es für Dich auch interessant sein, mal zu schauen, was die Fernuni in Hagen Dir zu bieten hat.
Gruß v. Angela
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