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Rezensionen: Korrektur
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 14:45 Mi 09.04.2008
Autor: Nelly20

Aufgabe
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.

Habe zwei Rezensionen geschrieben. Einmal zu Felix Krull und einmal Zu "Der Schlaf in den Uhren" von Uwe Tellkamp.
Da wir leider nie wirklich besprochen haben, wie das so geht, bin ich mir in diesem Punkt für das ABitur am Samstag echt unsicher. Wäre lieb, wenn mir jemand sagen könnte, ob das so in Ordnung ist?!
Vielen Dank!

Rezension zu Tellkamp:

Kann jeder Gedankenstrom eines Arztes zum Döblin werden?

Man setzt sich in eine Straßenbahn in Dresden, fährt los, wird mit endlos langen Sätzen, kaum zu findenen Satzzeichen und vielen Erinnerungen konfrontiert, steigt aus und weiß trotzdem nicht worum es in dem Textauszug „Der Schlaf in den Uhren“ von Uwe Tellkamp, der ebenfalls in Dresden geboren ist, eigentlich geht.

2004 bekam Tellkamp den Ingeborg-Bachmann-Preis für sein Werk. Er wurde in den höchsten Tönen gelobt, viel höher hätten die Töne nicht mehr sein können. Hierbei lobte die Jury vor allem den Rhythmus seines Textes. Trotzdem scheint dies für viele Leser als übertrieben und abwägig.

Fakt ist jedoch, dass man sich beim Lesen des fast dreißigseitigen Textes die Suche nach Satzzeichen praktisch ersparen könnte. Es gibt nämlich nur fünf, woraus sich schließen lässt, dass es auch nur 5 Sätze gibt und das auf dreißig Seiten. Da fragt sich der Leser doch ernsthaft, ob der Autor nicht doch einige Male vergessen hat, die Punkt-Taste zu verwenden.
Weiterhin verwirrend für den Leser ist die Tatsache, dass der Text immer wieder zwischen den Zeitebenen hin und her springt. Mal ist er mit seinen Gedanken in der DDR-Zeit, im nächsten Moment jedoch berichtet er wieder von der Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs. Wie auch immer der Leser, dort hingekommen ist, er weiß es nicht. Außerdem kann man nicht erkennen, welche Ebene der Gegenwartsebene entspricht. Sitzt er bei seiner kranken Schwester Muriel am Bett oder sitzt er doch gerade in der Straßenbahn?
Der Text wirft auf den Leser also ein deutliches Fragenzeichen hervor. Hervorzuheben hierbei ist noch, dass der Text ja nicht einmal vollendet ist. Also, wie sollen diese Fragezeichen jemals verschwinden?

Wenn man immer noch nicht die Hoffnungen auf das Verstehen des Textes aufgegeben hat, dann passiert es wahrscheinlich spätestens dann, wenn man einmal den mühselig gesuchten Faden, verliert. Denn das bedeutet: an den Satzanfang zurückzugehen. Doch wo ist der Satzanfang? Es ist keine Seltenheit, dass man diesen erst eine oder zwei Seiten vorher findet und somit dort noch einmal zu lesen beginnen muss.

Tellkamps Döblin-Imitation des Gedankenstroms lässt sich durch seine gesamte Schriftstellerkarriere erkennen, für die er sogar kurzzeitig seinen Beruf als Chirurg aufgab. 1929 verfasste Alfred Döblin den Roman „Berlin Alexanderplatz“ technisch auf genau dieselbe Art und Weise wie Tellkamp. Also, wer hat da wohl von wem abgeschrieben? Auch seine aktuelle Veröffentlichung „Der Eisvogel“ lässt sich technisch mit Döblins Roman vergleichen und wird genauso wie „Der Schlaf in den Uhren“ als schwer verdaulich eingestuft.
Was bei Döblin funktioniert hat, bleibt bei Tellkamp jedoch bei dem Versuch der Imitation.

Trotzdem hat Tellkamp einige Fans, von denen sich nicht alle abschrecken ließen. Das niedersächsische Kultusministerium. Wobei den meisten Abiturienten bei der Abgabe eines solchen Textes wahrscheinlich ein „ungenügend“ verpasst wird, ist dieser Text tatsächlich im Abitur 2008 in Niedersachen abiturrelevant.
Da fragt man sich doch außerdem, wo ist da der Bezug zur Realität für die Schüler? Haben sie während der Nachkriegszeit des zweiten Weltkriegs oder in der DDR-Zeit gelebt? Nein, also wozu dann die Quälerei?

Zusammenfassend kann man also sagen, dass Tellkamp die Menschen zufriedener gemacht hätte, wenn er bei seinem Beruf als Chirurg geblieben wäre.
Wer jedoch Spaß daran hat, sich durch einen Text zu kämpfen und gerne viel Zeit für hoch anspruchsvolle Literatur opfert, für den ist „Der Schlaf in den Uhren“ wahrscheinlich genau das Richtige. Lesevergnügen sucht man in diesem Text jedoch vergebens.
Die anfängliche Frage meiner Überschrift kann ich also klar verneinen. Nicht jeder schreibende Arzt kann zum Döblin werden, denn Tellkamp wird dies in keinem Fall.


Rezension zu Krull:

Felix Krull: Mehr Schein als Sein- Scheint auch der Roman mehr zu sein, als er eigentlich ist?

Mehr Schein als Sein! Dies ist das Leitmotiv des Romans „Die ekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Doch ist dies nur das Leitmotiv des Romans oder ist trifft dies auch auf den Roman selber zu? Scheint er ebenso mehr zu sein, als er eigentlich ist?
Der Roman „ Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ von Thomas Mann beschäftigt sich mit dem Leben des talentierten Felix Krull, der von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter seine Karriere als Hochstapler beschreibt.
Bereits während seiner Kindheit übt Felix sich daran Leute zu täuschen und zu betrügen, wie z.B. beim Vorspielen einer Krankheit vor dem Arzt oder seinen Eltern, um der Schule fernbleiben zu können. Felix setzt diese Täuschungen erfolgreich um und beginnt diese immer mehr zu perfektionieren, indem er sich sehr gut vorbereitet, sein außergewöhnliches Talent zu täuschen und seinen Charme einsetzt. Im Erwachsenenalter dann erlebt Felix den Höhepunkt seines Werdegangs, als er den Marquis de Venosta kennen lernt und mit ihm die Rollen tauscht. Daraus folgt, dass Felix auf die für den Marquis vorgesehenen Bildungsreise geht.
Bei näherer Betrachtung fragt man sich, ob der Autor Thomas Mann in diesem Roman eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Festzuhalten bleibt jedoch, dass man biographische Informationen des 1875 in Lübeck geborenen Thomas Mann auf den von ihm verfassten Roman beziehen kann. Auch Manns Vater stirbt ebenso wie Felix Vater, wodurch in beiden Fällen die Firmen der Familien aufgelöst werden müssen. Außerdem wird Mann genauso wie Felix nach einem Schulabbruch beim Militär für untauglich erklärt. Somit kann man daraus schließen, dass Mann durchaus Erlebnisse aus seinem Leben in dem Roman verarbeitet hat.
Im Vergleich zu anderen Werken, wie z.B. „Zauberberg“, von Thomas Mann sind die Bekenntnisse deutlich vulgärerer und satirischer, wobei beide die Entwicklung eines jungen Mannes beschreiben.

Auffallend ist, dass sich durch den gesamten Roman ein roter Faden zieht, der immer wieder auftritt. Es ist das Motiv vom Schein und Sein. Sprachlich wird dies zum einen dadurch deutlich, dass sich Felix immer wieder einer höheren Sprache der oberen Schicht bedient, zu der er gerne gehören würde. Dadurch versucht er über die Niedrigkeiten seiner Betrügereien und Diebstähle hinweg zu täuschen, wodurch seine Hochstapelei verschleiert wird. Zum anderen wird dies deutlich, indem der Leser mehrfach persönlich angesprochen wird, wodurch Felix bzw. Mann versucht auch diesen zu täuschen. Somit schafft Krull einen fiktiven Leser, dem er ein selbstständiges Leben verleiht. Krull versucht durch das Ansprechen des Lesers ihm zu gefallen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Hat Felix Krull also immer noch nicht aus seinen Taten gelernt und auch als 40-jähriger fiktiver Leser immer noch keine moralischen Tugenden? Nein, dies hat er nicht. Er ist noch immer ein Hochstapler und Betrüger und wird dies wahrscheinlich auch immer bleiben.
Dieses Motiv wird ebenso inhaltlich sehr eindrücklich dargestellt. Während der Szene, in der Felix sich im Theater befindet, ist er sehr begeistert von dem Schauspieler Müller-Rosé. Auch das Publikum ist entzückt. Stellen sie sich jedoch folgende Situation vor: Sie, als unerfahrenes Kind waren, wie Felix, im Theater, sind von dem Schauspiel begeistert und nun treffen sie den Schauspieler hässlich und abscheulich hinter den Kulissen. Welche Schlüsse würden sie als Kind daraus ziehen? Natürlich, vielen Kindern würde es so gehen, wie Felix, dem klar wird, dass es sehr einfach ist eine Rolle zu spielen, in eine andere Persönlichkeit zu schlüpfen und damit Erfolg zu haben. Felix lernt daraus, dass es einfach ist die Menschen zu blenden, da diese sich blenden lassen, obwohl sie dies wissen. Daraus schließt er, dass die Menschen getäuscht werden wollen und dafür sogar noch Beifall spenden. Dieses Phänomen nennt man „mundus vult decipi“.
Außerdem wird das Motiv des Seins und Scheins deutlich, indem Felix sich als Gott Hermes darstellt. Obwohl Felix eigentlich ein Hochstapler ist, stellt er sich selber als eine Gottesgestalt dar, wodurch er sich wieder als etwas Höheres scheinen lässt, als er eigentlich ist.
Weiterhin wird diese Hochstilisierung hervorgehoben, indem Felix sich selber an einigen Stellen als Künstler darstellt. Auf den ersten Blick scheint es so, als wären seine Betrügereien Kunstwerke, wie z.B. der Süßigkeitendiebstahl. Auf den zweiten Blick jedoch wird deutlich, dass Felix Taten keineswegs Kunstwerke sind, sondern Hochstapeleien, die mehr scheinen, als sie eigentlich sind.
Jeder Mensch mit eine klarem Verstand weiß, dass ein Diebstahl keine Tat eines Gottes oder eines Künstlers ist, oder etwa nicht? Felix Krull jedoch schafft es immer wieder seine Leser von seinen Taten als eine „gute Tat“ zu überzeugen.
Beeindruckend jedoch ist, dass sich die Lebensform Krulls sich nicht nur in seinem Verhalten zeigt, sondern genauso in dem Verhalten seines Umfelds. Denn auch diese, wie z.B. sein Vater sind ambivalente Existenzen. Engelbert Krull täuscht seine Kunden, indem er den minderwertigen Schaumwein mit einer edlen Verpackung zu einem hochwertigen Sekt hochstilisiert. Möchte Thomas Mann damit sagen, dass die gesamte Gesellschaft nur aus einem Schein besteht?
In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass somit der Roman eine gewisse Gesellschaftskritik impliziert. Manns Felix Krull deckt die Schwächen der Gesellschaft auf, indem er z.B. durch die eben genannte Theater-Szene zeigt, dass sie sich täuschen lässt. Außerdem zeigt Felix, als Schelm, der seine Schlauheit und rednerische Kunst ausnutzt, durch seine Täuschungen die Leichtgläubigkeit der Gesellschaft. Also wiederum die Frage: Möchte Thomas Mann uns als Leser sagen, dass die gesamte Gesellschaft mehr scheint, als sie eigentlich ist und dies auch noch weiß und einfach so hinnimmt?
Weiterhin kritisiert Mann die Hierarchie, indem er das Schicksal und den Unterschied zwischen armen und reichen Menschen deutlich macht und zeigt, dass die verschiedenen Schichten austauschbar sind. Jeder Arme könnte genauso in eine reiche Familie hineingeboren worden sein und diese Rolle genauso gut verkörpern. Auch Felix, der durch den Tod seines Vaters verarmt ist, tauscht mit dem Marquis die Rollen und ist genauso fähig in dieser anderen Gesellschaftsschicht zu leben. Also fragt sich doch der Leser, wozu gibt es eigentlich Schichten?
Allgemein lässt sich sagen, dass der Roman nicht nur ernste Themen anspricht, sondern ebenso komische Aspekte beinhaltet. Man mag es kaum glauben, aber es ist tatsächlich so. Man muss vielleicht nur ein wenig genauer hinschauen. Eine Erscheinungsform des Komischen ist z.B., dass der Roman keinem traditionellen Bildungsroman entspricht, sondern eher einer Parodie auf diesen darstellt. Felix entwickelt sich nicht auf eine positive Art und Weise, wie es in einem Bildungsroman eigentlich üblich ist. Felix verbessert lediglich seine Fähigkeiten im Bezug auf die Hochstapelei und findet in keinem Fall seine eigene Identität. Im Gegenteil, er ahmt nach und kopiert andere Leute.
Insgesamt ist der Roman recht einfach zu lesen. Trotzdem kommt es manchmal zu für Thomas Mann relativ langen und verschachtelten Sätzen, die dem Leser an einigen Stellen das Lesen erschweren können.

Meiner Meinung nach ist dieser Roman absolut empfehlenswert. Ich kann also meine Leitfrage eindeutig mit Nein beantworten. Der Roman ist keineswegs nicht das, was er zu sein scheint. Alles ist durchdacht und aufeinander zu beziehen. Ich finde, dass man immer wieder mehr Punkte finden kann, die sich auf das Leitmotiv des Scheins und Seins beziehen lässt, ob es nun inhaltlich oder formal ist. Ich finde es phänomenal, dass sich dieses Motiv sowohl in der Sprache, als auch in der Form des Romans wieder finden lässt.
Daraus entsteht zwar auch eine erschwerte Arbeit mit diesem Werk im Bezug auf das Verfassen einer Rezension, jedoch habe ich versucht, alle zu nennenden Punkte zu verarbeiten, da der Roman jedoch sehr umfassend ist, stellte sich dies bei meiner Arbeit als sehr schwierig dar.





        
Bezug
Rezensionen: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 20:40 Mi 09.04.2008
Autor: espritgirl

Hallo Nelly20, [willkommenvh]!

Ich habe mir beide Rezensionen durch gelesen und nach etwas längerem Überlegen (habe sie mir gestern durch gelesen) kann ich sagen, dass ich sie gut finde, auch wenn du noch ein paar formale Aspekte beachten solltest:

Es fehlen die bibliographischen Angaben, wie Verlag, Preis, vielleicht auch die ISBN Nummer.

In der Schule haben wir viele Rezensionen gelesen und dabei war immer etwas auffällig: Das Titelblatt, bzw. das Buchcover wurde spätestens im dritten Satz beschrieben.
Ich denke, dass das kein Zufall ist, sondern ein wesentlicher Aspekt einer guten Rezension darstellt.

Was an deiner Rezension auffällt (ich beziehe mich nur auf Tellkamp) ist, dass du keine Zusammenfassung oder Inhaltsangabe geschrieben hast, sondern "mit der Türe ins Haus fällst". Das ist schlecht. Demenstprechend solltest du, bevor du den Text kritisch würdigst, unbedingt eine Zusammenfassung schreiben.



Liebe Grüße,

Sarah :-)

Bezug
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