Konstituierung der NV 1789 < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
|
Hallo Zusammen ,
Ich muss eine Quellenanalyse zum oben genannten Thema schreiben und habe ein paar inhaltliche Fragen ---> hoffe auf Bestätigung / Hilfe
"Die Versammlung stellt in der an die Wahlprüfung anschließenden Beratung dieser Vollmachten fest, dass diese Versammlung sich nunmehr aus von wenigstens
96 Hundertsteln der Nation auf direktem Wege
entsandten Repräsentanten zusammensetzt."
Meine Frage zum grün markierten Text: was ist hier mit Vollmachten gemeint? Die "Stimmzettel"?
Meine Frage zum rot markierten Text: 96 Hundertstel --> das bedeutet doch, dass 96% des 3. Standes ihre Repräsentanten der Nationalversammlung gewählt hat, oder? Frage zwischen durch: wenn das stimmt, weiß jemand wie viele Repräsentanten das waren?
"...und da alle in ihrer Wahl bestätigten Repräsentanten dieser Versammlung angehören müssen, so folgt hieraus zwingend, das diese, und nur sie, befugt sind, den Gesamtwillen der Nation auszudrücken und zu vertreten; es darf zwischen dem Thron und dieser Versammlung keinerlei Veto noch Ablehnungsinstanz stehen."
Den rot markierten Teilsatz verstehe ich zwar, aber ich weiß nicht, was dahinter steckt.
Danke.
Sarah
|
|
|
|
Hi Sarah ,
ich bins mal wieder, und gebe meinen Senf dazu *smile*!
> "Die Versammlung stellt in der an die Wahlprüfung
> anschließenden Beratung dieser Vollmachten fest, dass diese
> Versammlung sich nunmehr aus von wenigstens
> 96 Hundertsteln der Nation auf direktem Wege
> entsandten Repräsentanten zusammensetzt."
>
> Meine Frage zum grün markierten Text: was ist hier mit
> Vollmachten gemeint? Die "Stimmzettel"?
Ja, ich denke auch das mit Vollmachten die Stimmzettel gemeint sind. Wenn man sich in die damalige Zeit zurückversetzt, stellt man ja durchaus fest das die Sprache/Ausdrücke schon noch eine etwas andere Bedeutung hatten, als ihnen heute beigemessen wird. Ich denke, das man damals meinte, wenn du für XY stimmst, dann gibst du ihm deine Vollmacht... So ist das denke ich zu verstehen!
> Meine Frage zum rot markierten Text: 96 Hundertstel --> das
> bedeutet doch, dass 96% des 3. Standes ihre Repräsentanten
> der Nationalversammlung gewählt hat, oder?
Exakt! Das ist auch eine alte Ausdrucksweise. Mit [mm] \bruch{96}{100} [/mm] ist nix anderes gemeint als 96%.
> Frage zwischen durch: wenn das stimmt, weiß jemand wie viele
> Repräsentanten das waren?
Am 24.01.1789 wurde ein königliches Edikt erlassen, daß die Wahl der Abgeordneten durch Wahlmänner festsetzte (je 300 Repräsentanten des 1. und 2. Standes, 600 Repräsentanten des 3. Standes).
> "...und da alle in ihrer Wahl bestätigten Repräsentanten
> dieser Versammlung angehören müssen, so folgt hieraus
> zwingend, das diese, und nur sie, befugt sind, den
> Gesamtwillen der Nation auszudrücken und zu vertreten; es
> darf zwischen dem Thron und dieser Versammlung keinerlei
> Veto noch Ablehnungsinstanz stehen."
Ich denke das mit Veto nicht das "übliche" Veto, nämlich der Einspruch gemeint ist, sondern das es keine Ausfälle oder Nichterscheinungen von Repräsentanten geben durfte. Dies war zu damaliger Zeit extrem wichtig, da es noch keine moderne Medien gibt wie heute, die auch ortlich getrennte Abstimmungen möglich macht. Zur NV mussten einfach alle kommen, egal wie! Wenn wir uns den Begriff "Ablehnungsinstanz" ansehen, dann sollten wir uns ein drittes Kontrollrogan vorstellen. Dieses könnte sich dann zwischen Thron und Repräsentanten drängen, wenn es mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet ist. Dieses sollte zwingend verhindert werden, deswegen auch die NV als Solches!
Das wäre fürs erste meine Gedankenwelt zu deinen Problemen...
Liebe Grüße
Analytiker
|
|
|
|
|
Hey Analytiker ,
Danke für deine Ausführungen, dennoch habe ich eine Frage:
> > Versammlung sich nunmehr aus von wenigstens
> > 96 Hundertsteln der Nation auf direktem Wege
> > entsandten Repräsentanten zusammensetzt."
> Ja, ich denke auch das mit Vollmachten die Stimmzettel
> gemeint sind. Wenn man sich in die damalige Zeit
> zurückversetzt, stellt man ja durchaus fest das die
> Sprache/Ausdrücke schon noch eine etwas andere Bedeutung
> hatten, als ihnen heute beigemessen wird. Ich denke, das
> man damals meinte, wenn du für XY stimmst, dann gibst du
> ihm deine Vollmacht... So ist das denke ich zu verstehen!
Also, das heißt jetzt folgendes:
Die NV ist ja dadurch entstanden, da durch das Treffen mit den Generalstäben anfang Januar keine Ergebnisse zustande gekommen sind, weil Klerus und Adel nicht bereit waren, Kompromisse einzugehen.
Also hat sich der dritte Stand - also 600 Repräsentante - als NV erklärt ---> und in meiner Quelle wurden jetzt aufeinmal von 96& gesprochen. Wieso wurden dann anscheinend neue Repräsentanten für die NV gewählt?
Und dann hab ich nochmal eine Inhaltsfrage - sorry, aber es ist wichtig das ich hier alle Zusammenhänge verstehe, in drei Wochen schreibe ich meine LK Klausur.
"Eine so große Zahl von Abgeordneten darf kaum untätig bleiben, nur weil die Abgeordneten einiger Kreise oder Bürgerklassen fehlen;..."
Die roten Abgeordneten beziehen sich hier ja auf die der NV, aber was ist mit den grünen? Und was ist hier mit Bürgerklassen gemeint?
ich glaube, ich verstehe den Zusammenhang hier nicht --> der dritte STand musste unendlich lange dafür kämpfen, um etwas bewegen zu können und dann erscheinen manche Abgeordnete oder Bürgerklassen nicht zur NV?! Da kann doch was nicht stimmen. Oder sind hier vielleicht die Abgeordneten eines anderen Standes gemeint?
---> bitte um Hilfe!
Liebe Grüße,
Sarah
|
|
|
|
|
Na du,
> Also, das heißt jetzt folgendes:
> Die NV ist ja dadurch entstanden, da durch das Treffen mit
> den Generalstäben anfang Januar keine Ergebnisse zustande
> gekommen sind, weil Klerus und Adel nicht bereit waren,
> Kompromisse einzugehen.
Ja, das heißt es!
> Also hat sich der dritte Stand - also 600 Repräsentante -
> als NV erklärt ---> und in meiner Quelle wurden jetzt
> aufeinmal von 96& gesprochen. Wieso wurden dann anscheinend
> neue Repräsentanten für die NV gewählt?
Wieso neu gewählt? Es war die Rede davon, dass 96% aller Repräsentanten (aller Stände) sich direkt auf den Weg machen zu NV machen...
> "Eine so große Zahl von Abgeordneten darf kaum untätig
> bleiben, nur weil die Abgeordneten einiger Kreise oder
> Bürgerklassen fehlen;..."
> Die roten Abgeordneten beziehen sich hier ja auf die der
> NV, aber was ist mit den grünen? Und was ist hier mit
> Bürgerklassen gemeint?
Dir "roten" wie die "grünen" Abgeordneten beziehen sich beide auf die NV. Mit den "roten" Abgeordneten sind alle verbliebenen Abgeordneten der NV (also alle die da sind, aller Stände) gemeint. Mit den "grünen" lediglich die, wie es nicht schaffen zur NV zur kommen. Mit den Bürgerklassen ist umgangsprachlich der 3.Stand gemeint. Also du kannst nicht so starr denken, das der 3.Stand ein großer Pool an Menschen war. Auch dort gibt es Unter(Bürger)-Klassen, die sich in Reichtum und Macht wesentlich unterscheiden...
> ich glaube, ich verstehe den Zusammenhang hier nicht -->
> der dritte STand musste unendlich lange dafür kämpfen, um
> etwas bewegen zu können und dann erscheinen manche
> Abgeordnete oder Bürgerklassen nicht zur NV?! Da kann doch
> was nicht stimmen. Oder sind hier vielleicht die
> Abgeordneten eines anderen Standes gemeint?
Ich denke schon, das hier der 3.Stand gemeint ist. Aber bedenke Folgendens: Sicher haben sie mit Blut und Schweiß dafür gekämpft um in die NV zu kommen, aber wenn jetzt jemand als Repräsentant gewählt worden sit, kann er trotzdem (ungwollt) unpässlich sein. Zum Beispiel betrachten wir einen nicht-adligen Großgrundbesitzer: Dieser muss primär (in der damalgigen) Zeit für sich und sein reichtum sorgen... Wenn er nun beruflich stark eingespannt ist, kommt er vielleicht trotzdem nicht zur NV. Oder die NV ist einfach zu weit weg gelegen, das es zu teuer wäre und zu lange dauern würde bis man da ist. Für 1. und 2. Stand sind das alles sicher keine Probleme, aber für Repräsentantenmitglieder des 3.Standes können diese Überlegungen durchaus relevant sein...
Liebe Grüße
Analytiker
|
|
|
|
|
Hey Analytiker,
Dank deiner Hilfe denke ich, die Quelle verstanden zu haben...
Aber eine Frage habe ich dennoch:
Hier wird kein Autor angegeben, lediglich wird auf "Walter Grab (Herausgeber): Die Französische Revolution. München 1973, S.32" hingewiesen ---> wie kann ich das gut in die Einleitung einbetten?
Ich meine, der Autor fällt ja somit raus, und ich hab nur den Herausgeber. Und sind wir uns einig, dass es sich hier nicht eindeutig um eine Sekundärquelle handelt?
Kannst du mir sagen, wie du das begründen würdest? Klar, der Herausgeber hat die zeit der franz. Revolution nicht miterlebt ---> aber er ist ja nicht der Autor, sondern nur der Herausgeber! Hier steht doch nicht fest, ob der Text von einem Zeitgenossen ist, da der Text nur von Herr Grab abgedruckt wurde... Wie bewertest du dieses Dilemma?
Liebe Grüße,
Sarah
|
|
|
|
|
hallöchen...
> Hier wird kein Autor angegeben, lediglich wird auf "Walter
> Grab (Herausgeber): Die Französische Revolution. München
> 1973, S.32" hingewiesen ---> wie kann ich das gut in die
> Einleitung einbetten?
Man könnte zu allererst noch einmal im Internet intensiver forschen, ob es nicht doch eine Autorenangabe gibt. Vielleicht macht auch mal eine E-Mail an den Herausgeber (soweit noch greifbar?) Sinn! Verlage haben dort ggf. auch noch Information... Mal abchecken würde ich sagen, falls dies nichts bringen sollte, müssen wir Plan B rausholen ! Der kann so aussehen:
> Ich meine, der Autor fällt ja somit raus, und ich hab nur
> den Herausgeber. Und sind wir uns einig, dass es sich hier
> nicht eindeutig um eine Sekundärquelle handelt?
Ja, da sind wir uns einig! ... Und der Autor fällt auch raus, das ist korrekt!
> Kannst du mir sagen, wie du das begründen würdest? Klar,
> der Herausgeber hat die zeit der franz. Revolution nicht
> miterlebt ---> aber er ist ja nicht der Autor, sondern nur
> der Herausgeber! Hier steht doch nicht fest, ob der Text
> von einem Zeitgenossen ist, da der Text nur von Herr Grab
> abgedruckt wurde... Wie bewertest du dieses Dilemma?
Das ist definitiv ein kleines Dilemma, aber ein mit Lösungsmöglichkeit: Also was definitv nicht m.M. nach nicht falsch wäre, wenn man den Sachverhalt so repetiert wie er ist. Nämlich das über den Autor keine Daten verfügbar sind, und das man ertsnaml dazu wenig sagen kann. aber man könnte sich in die zeit gedanklich zurückversetzen, und aus Sicht eines Autoren zu dieser Zeit argumentieren... Man wird wahrscheinlich auf gute Ergebnisse komme, denke ich. Allerdings wird, wenn du es so machen solltest, der Wahrheitsgehalt verfälscht, wenn man sie eine Meinung durch Logik, und nicht durch historische Tatsachen herleitet, aber in diesem Fall wohl nicht anders handhabbar! Was man noch machen könnte wäre, sich Autoren zur gleichen Zeit mit gleichen Themenschwerpunkten heraussuchen, und nach Parallelen Dieser suchen... Das könnte man dann in dein Text einfließen lassen...
Das wären so ad-hoc meine Vorschläge.
Liebe Grüße,
Analytiker
|
|
|
|