Guido Westerwelles These < Politik/Wirtschaft < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Umfrage) Beendete Umfrage | Datum: | 12:10 Mi 26.08.2009 | Autor: | Jakomo |
Moin,
für diese Frage hab ich mich extra angemeldet...
Gestern hab ich bei "Menschen bei Meischberger" reingezappt und dort wurde gerade die geringe Wahlbeteiligung diskutiert. Westerwelle meinte daraufhin irgendwie soetwas wie:
"Mann müsse sich immer daran erinnern, dass wenn man nicht wählt eine links- oder rechtsextreme Stimme doppelt zähle."
Da hab ich mich als Hobby-Mathematiker doch gleich gefragt, ob dass überhaupt stimmt!
Und ich meine: Nein!
Ich habe mir dass so überlegt: Wenn zu einer Wahl 100 Leute stimmberechtigt sind und 100 zur Wahl gehen, trägt jede Stimme zu 1/100 zum Ergebnis bei. Geht einer nun nicht hin, zählt die Stimme von jedem zu 1/99...
Da
1/99 < 1/100 * 2
würde ich sagen hat Westerwelle unrecht...
Dass macht ja auch Sinn, denn wenn Westerwelle recht hätte, würde ja, wenn auch nur eineR nicht zur Wahl geht alle anderen eine doppelte Stimme haben... dann wüsste ich gerne das Gewicht meiner Stimme bei der Europawahl, wo über 40% nicht zur Wahl gingen...!
Meine Erfahrungen mit Stochastik haben mir aber gezeigt, dass man alles irgendwie auch anders sehen kann und leicht Denkfehler macht... deshalb wollt ich hier einfach mal nachfragen, was ihr so meint...
Danke
Jakomo
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:27 Mi 26.08.2009 | Autor: | M.Rex |
Hallo und
Ganz so plakativ, wie Westerwelle es darstellt, ist die Situation sicherlich nicht. Aber es ist schon so, dass man, wenn man nicht zur Wahl geht, die einzelnen Stimmen ein höheres Gewicht haben. Und eine geringe Wahlbeteiligung nützt vor allem den "Rand- und Splitterparteien", da diese immer mit einigen Stimmen rechnen müssen.
Nehmen wir mal ein Beispiel:
Wir haben 1000 Wahlberechtigte, und eine 5%-Klausel
Nehmen wir mal an, Partei X habe 40 Stimmen fest, egal, wie hoch die Wahlbeteiligung ist.
Bei eine Beteiligung der kompletten Berechtigten, hätte Partei X einen Stimmenanteil von [mm] \bruch{40}{1000}\hat=4\%
[/mm]
Bei einer Wahlbeteiligung von knapp [mm] 60\%, [/mm] wie sie inzwischen in Deutschland (leider) üblich ist, hätte X einen Anteil von [mm] \bruch{40}{600}\hat=6,\overline{6}\%, [/mm] wäre also im Parlament vertreten.
Marius
P.S: Ich habe die Frage mal als Umfrage markiert, und ins Politikforum verschoben, dann bekommst du mehr Resonanz.
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Wenn wir hundert alle wählen gehen, dann habe ich mit meiner Stimme einen Einfluß von (1/100=) 1%, meine Stimme zählt also "normal".
Wenn 40% nicht zur Wahl gehen, gehen also statt der 100 nur noch 60. Dann habe ich mit meiner Wahlstimme einen Einfluß von (1/60=) 1,67%; beeinflusse ich die Wahl also zu 1,7%.
Naja, wenn von uns hundert ausser mir nur noch 49 andere wählen, dann habe ich einen Einfluss von (1/50=2/100=) 2%, also den doppelten.
Insoweit verschiebt sich das Wahlergebnis bei sehr geringer Wahlbeteiligung immer zugunsten der Parteien, die absolut wenig Stimmen erhalten haben, aber ansonsten prozentual dann einen höheren Anteil erhalten. "Verlierer" sind die Parteien/Kandidaten, deren Wähler/Anhänger/Sympathisanten nicht zur Wahl gehen.
Davon ab wird ja auch diskutiert, ob zur Berücksichtigung der Nichtwähler entsprechend prozentual leere Stühle im Parlament aufgestellt werden und die Parteien ihre Sitze anhand des Verhältnisses der abgegebenen Stimmen zur zahl der Wahlberechtigten erhalten.
Wir sehn uns am 27. (9.2009) wieder! (oder so)
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