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(Frage) beantwortet | Datum: | 17:35 Sa 21.03.2009 | Autor: | David_hh |
Hallo liebe Forumfreunde,
ich soll mich mit dem Gedicht von Emil Nicolai befassen und entscheiden, ob das Gedicht zum Naturalismus zuzuordnen ist.
Straßenbild
Ein Menschenhauf - ein Schutzmann - und ein Karr'n
und auf dem Karren ein betrunk'nes Weib.
Notdürft'ge Kleidung deckt den magern Leib -
die Nase spitz, wie eines Giebels Sparren.
Die Menge gafft, - und tut der Dinge harr'n,
die sich entwickeln ihr zum Zeitvertreib. -
Und mancher Schimpf trifft das betrunk'ne Weib,
des Augen glasig in die Leere starren.
Sie griff zur Flasche in des Lebens Not,
als ihr das Herz umkrallt der Ohnmacht Gram;
die Kinder weinten:"Mutter! - Hunger! - Brot!"
Nun deckt die blassen Wangen brennend Rot
wie in des Unglücks unbewußter Scham -
Der Karren rollt: ein Opfer - lebend tot.
Ich denke, dass das Gedicht dem Naturalismus zuzuordnen ist, da die schlechten Lebensverhältnissen einer Frau der unteren Schicht im Mittelpunkt stehen und der Handlungsort die Elendsquatiere.
- phonografische Mittel sind in sofern wiederzufinden, dass umgangssprachlich geschrieben wird (betrunkn's, magern, betrunkn'e, notdürft'ge), was ebenfalls eine Merkmal des Naturalismus ist.
Meine Frage ist nun, ob die Form des Sonetts zum Naturalismus passt? Weil es kommt mir zu geordnte und strukturiert vor.
Und, ob die Zuordnung zum Naturalismus richtig ist?
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(Antwort) fertig | Datum: | 18:15 Sa 21.03.2009 | Autor: | Josef |
Hallo,
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> ich soll mich mit dem Gedicht von Emil Nicolai befassen und
> entscheiden, ob das Gedicht zum Naturalismus zuzuordnen
> ist.
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> Straßenbild
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> Ein Menschenhauf - ein Schutzmann - und ein Karr'n
> und auf dem Karren ein betrunk'nes Weib.
> Notdürft'ge Kleidung deckt den magern Leib -
> die Nase spitz, wie eines Giebels Sparren.
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> Die Menge gafft, - und tut der Dinge harr'n,
> die sich entwickeln ihr zum Zeitvertreib. -
> Und mancher Schimpf trifft das betrunk'ne Weib,
> des Augen glasig in die Leere starren.
>
> Sie griff zur Flasche in des Lebens Not,
> als ihr das Herz umkrallt der Ohnmacht Gram;
> die Kinder weinten:"Mutter! - Hunger! - Brot!"
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> Nun deckt die blassen Wangen brennend Rot
> wie in des Unglücks unbewußter Scham -
> Der Karren rollt: ein Opfer - lebend tot.
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> Ich denke, dass das Gedicht dem Naturalismus zuzuordnen
> ist,
> da die schlechten Lebensverhältnissen einer Frau der
> unteren Schicht im Mittelpunkt stehen und der Handlungsort
> die Elendsquatiere.
Kennzeichen der Epoche "Naturalismus":
Es werden realistische Gestalten geschaffen und dabei die den Menschen in seinem Verhalten bestimmenden Faktoren (Milieu, Psyche, Triebe, Arbeitswelt, Sozialstruktur) analysiert und dargestellt.
Neue Darstellungsmittel wie Dialekt und und Umgangssprache finden Eingang in die Dichtung.
Viele Grüße
Josef
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(Frage) beantwortet | Datum: | 18:19 Sa 21.03.2009 | Autor: | David_hh |
Vielen Dank für die Antowrt!
Eben war ich mir nicht sicher, aber jetzt weiß ich, wie ich es schreiben und begründen soll.
Passt aber auch die Form des Sonetts zu der Epoche des Naturalismus?
Vielen Dank im Vorraus!
Gruß, David
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Hallo David ,
das Sonett findest du kaum bzw. gar nicht in der Epoche des Naturalismus.
Liebe Grüße
Sarah
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(Frage) beantwortet | Datum: | 18:43 Sa 21.03.2009 | Autor: | David_hh |
Hallo,
ja aber das Gedicht "Straßenbild" von Emil Nicolai gehört zum Naturalismus und ist ein der Form des Sonetts aufgebaut.
ISt die Form des Sonetts nciht zu strukturiert für doe Epoche des NAturalismus?
Vielen Dank im Vorraus!
Viele Grüße, David
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(Antwort) fertig | Datum: | 08:34 So 22.03.2009 | Autor: | Josef |
Hallo David,
> ja aber das Gedicht "Straßenbild" von Emil Nicolai gehört
> zum Naturalismus und ist ein der Form des Sonetts
> aufgebaut.
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> ISt die Form des Sonetts nciht zu strukturiert für doe
> Epoche des NAturalismus?
>
Mit erstaunlicher Konstanz hat das Sonett über Jahrhunderte seine Form und Struktur behalten und immer aufs Neue variiert.
Die Gedichtsform des Sonetts stammt aus der italienischen Renaissance, findet sich bei Shakespeare und im deutschen Barock, aber auch Rilke und der deutsche Expressionismus und sogar die Gegenwartslyrik benutzt immer wieder diese traditionelle Form mit ihrem festen Schema.
Die strenge Form zwingt den Dichter, seine Gefühle und Empfindungen zu objektivieren. Überhaupt neigt das Sonett zu mehr gedanklicher als rein gefühlsmäßiger Auseinandersetzung. Es ist eine anspruchsvolle Form und strebt nach gültiger Aussage.
Viele Grüße
Josef
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