Entnazifizierung < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 21:58 Di 20.05.2008 | Autor: | kadi |
Aufgabe | !)Wie wirkt sich der riesige Umfang der Entnazifizierungsverfahren aus, in Bezug auf Wirtschaft und auf die Erfolgsqute bei der Auffindung von NS-Verbrechern?
2)Die Erfahrung der Entnazifizierung hat zu Entpolitisierung der deutschen Nachkriegsgesellschaft sowie zu Verringerung des politischen Engagements geführt. Worauf könnte sich diese These stützen?
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Hey!
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.
Mach grad Abi und brauch einige Anregungen zu den Fragen.
Bin für jede Hilfe dankbar!
Gruß Kadi
ps. wo bekomme ich die Zahlen der Abschlussbilanz der Entnazifizierung her?
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Aloha hé,
Entnazifizierung klingt eher nach einem politischen Programm, als nach einem Vorgehen. Ich weiß nicht, inwiefern du einen Überblick über die Prozesse hast, die geführt wurden.
Wenn du dich auf dieses Thema vorbereitest, solltest du deinen Fokus auf personelle Kontinuitäten und Brüche lenken. Nicht alle Bereiche waren gleichsam von dem 'Entnazifizierungsprozess' betroffen. Gerade in Funktionsbereichen wie dem Verwaltungswesen oder der Juristerei gibt es eine hohe personelle Kontinuität - sprich: viele Richter arbeiten weiter als solche, sofern sie nicht direkte Führungspesönlichkeiten der NSDAP waren.
Gerade bei Künstlern aus der NS-Zeit gibt es oftmals sehr skurile Regelungen.
Wo du genaue Zahlen herbekommst, kann ich dir nicht sagen, aber ich könnte mir vorstellen, dass es bei der 'Bundeszentrale für politische Bildung' zu diesem Thema ein Sonderheft gibt.
Zu der zweiten Frage: In NS-Deutschland ist die Öffentlichkeit auch eine politisierte Öffentlichkeit. Basisdemokratische Bewegungen, Vereine etc. - Strukturen der Weimarer Republik - überführen die Nationalsozialisten in ihr System. Politisches Handeln geht in Deutschland nur noch mit entsprechender Parteizugehörigkeit (egal ob gewollt, oder erzwungen). Viele Parteien haben keine tragfähigen Strukturen mehr, da sie während des NS-Regimes aufgelöst wurden.
Die investigativen und regulierenden Bestrebungen der Besatzungsmächte greifen auch in die Entstehung neuer Parteien bzw. der Widerfindung alter Parteien ein. Ein Mangel an entsprechenden politischen Strukturen bei gleichzeitiger Reglementierung im Aufbau neuer kann dann durchaus zu Politikverdrossenheit führen.
Zur ersten Frage: Du solltest klären, was du unter "Erfolgsquote" verstehst. Ist es ein Erfolg einen Verbrecher des NS-Regimes ausfindig zu machen? Tritt Erfolg erst ein, wenn es betraft wird? Wenn ja: Wie sieht die Strafe aus?
Ich schau mal, ob ich ein paar gute Aufsätze auftreiben kann. Wenn ich was finde, schmeiß ich das hier noch drunter.
Namárie,
sagt ein Lary, wo mal weiterhuscht
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(Frage) beantwortet | Datum: | 12:03 Fr 23.05.2008 | Autor: | kadi |
Aufgabe | Es ist mehrfach behauptet worden,die Erfahrung der Entnazifizierung habe zur Entpolitisierung der deutschen Nachkriegsgesellschaft,zur Verringerung des politischen Engagements und zum Rückzug ins Private und in die berufliche Karriere geführt. Worauf könnte sich diese These stützen? |
Vielen dank erstmal an dich,hast mir schon ein ganzes Stück weiter geholfen.
Jetzt hätte ich nochmal eine Frage,die mir noch nicht ganz klar ist!
Danke im voraus...Gruß Kadi
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Hi Kadi,
> Es ist mehrfach behauptet worden,die Erfahrung der
> Entnazifizierung habe zur Entpolitisierung der deutschen
> Nachkriegsgesellschaft,zur Verringerung des politischen
> Engagements und zum Rückzug ins Private und in die
> berufliche Karriere geführt. Worauf könnte sich diese These
> stützen?
Als die ("gläubige") "Nachkriegsgesellschaft" entnazifitiert wurde, hat man Ihnen eigentlich die Ideale und Werte genommen, an die sie so viele Jahre glaubten. Ich denke, dort ist ein Grund für die Entpolitisierung zu suchen. Ein Beleg dafür ist sicher auch das "führungslose" Verhalten der Bevölkerung nach dem Krieg. Keiner wusste wie es weiter geht, engagiert waren auch nur die allerwenigsten (bezogen auf politische Intentionen). Viele Bürger wollten erst einmal nach dem jahrelangen "Politik-Overload" zu Hitlers Zeiten Ruhe haben, und sich erst einmal mehr keine Meinung diesbezüglich bilden...
Liebe Grüße
Analytiker
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