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Forum "Deutsch" - Emilia, Lene & Hanna
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Emilia, Lene & Hanna: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 11:34 Do 20.03.2008
Autor: bebe_young_care

Hallo Leute,

mich würde den Vergleich der drei obengenannten Frauen, also Emilia aus "Emilia Galotti", G.E. Lessing, Lene aus "Irrungen Wirrungen", Theodor Fontane und Hanna aus "Der Vorleser", Bernhard Schlink interessieren.

Emilia, ein bürgerliches Mädchen, hat in allen Sachen keinen eigenen Willen, ist den Eltern unterordnet, wurde streng moralisch erzogen und will am Ende den Tod, weil sie sich schuldig fühlt. Hier wird ihr Wille aber deutlich, weil es um ihre Unschuld geht. (Sie wurde halt streng erzogen) Ihrer Meinung nach sei sie seit dem Betreten des Lustschlosses schuldig. Auch fühlt sie sich zum Prinzen hingezogen. Nur der Tod könnte ihre Unschuld retten, und dadurch wird sie dann glücklich, weil sie dann weiss, dass sie unschuldig ist. Der Prinz dagegen ist unglücklich. (Stimmt das alles überhaupt?)



Lene ist ein bürgerliches Mädchen, das einen Adel (Botho) liebt. Als er die Beziehung mit Lene beendet, sagt Lene, ihr wär es schon immer klar gewesen, dass diese Beziehung eines Tages endet. D.h. doch, dass sie schwach und nicht selbstbewusst ist, oder nicht? Sie ist schwach, weil sie Bothos Brief einfach so angenommen hat, diese Liebesbeziehung einfach aufgegeben hat. Am Schluss ist sie aber nicht glücklich. Auch Botho ist mit seiner neuen Frau nicht glücklich.



Hanna Schmitz, eine Frau, die nicht wegen ihrem Analphabetismus ausgelacht werden will, hat Michael und alle anderen Menschen angelogen. Auch nimmt sie alle Schuld auf sich, als das Gericht ihr ein Schreiben über ihre Schuld gibt. Und das alles, weil sie eitel ist.
Am Ende bringt sie sich selber um, nachdem sie lesen und schreiben kann. Sie hat nämlich gemerkt, dass sie ziemlich viele schlimme Sachen getan hat, nur, weil sie eitel war und nicht zugeben konnte.
Am Ende stirbt sie aber glücklich, weil sie sich von ihrem Schuld befreit fühlt.


So, persönlich würde ich sagen, dass Emilia eine starke Frau ist, weil sie keine Angst vor dem Tod hat. Natürlich ist dies heutzutage nicht mehr nachvollziehbar, aber ich glaube, zu dieser Zeit war Emilia in den Augen der Zuschauer eine starke Persönlichkeit. Sie will den Tod, um ihre Unschuld zu retten. Lene dagegen ist schwach, weil sie die ganze Zeit an ein Ende der Beziehung denkt. Anstatt was dafür zu machen, sitzt sie da und wartet. Natürlich war der Stand zwischen Adel und Bürger noch ziemlich groß, aber sie hätte mit Botho zusammenleben können, wenn sie, und auch Botho, nicht so leicht aufgegeben hätten.
Hanna ist in Wirklichkeit eine sehr schwache Frau, die ihre Schwäche aber nicht zeigen will oder kann. Jedoch erkennt sie ihre Schuld am Ende, als sie lesen und schreiben kann. Ihr wird klar, was sich da angerichtet hat. Anstatt nach der Haftstrafe wieder in die Freiheit zu gehen, beendet sie ihr Leben mit einem Selbstmord. Schwach oder stark? Das weiss ich leider nicht..

Ich weiss nicht, ob das alles einen Sinn ergibt, aber ich erkenne bis jetzt immer noch nicht, was für Aussagen diese drei Dramen und Romanen haben. Was wollen die Autoren uns damit sagen? Ist der Vergleich überhaupt nachvollziehbar?

Und wie ist die Schulfrage in allen drei Themen?

Ich wäre euch für eure Hilfe seeeeeeeeeehr dankbar :)



        
Bezug
Emilia, Lene & Hanna: Lene
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 19:57 Do 20.03.2008
Autor: angela.h.b.


> Lene ist ein bürgerliches Mädchen, das einen Adel (Botho)
> liebt. Als er die Beziehung mit Lene beendet, sagt Lene,
> ihr wär es schon immer klar gewesen, dass diese Beziehung
> eines Tages endet. D.h. doch, dass sie schwach und nicht
> selbstbewusst ist, oder nicht? Sie ist schwach, weil sie
> Bothos Brief einfach so angenommen hat, diese
> Liebesbeziehung einfach aufgegeben hat.

Hallo,

ich empfinde Dein Urteil über Lene als ungerecht.
(Hast Du das Buch gelesen? Bei mir ist's ein paar Jährchen her.)

Wenn hier jemand schwach ist, ist es doch Botho.
Er wäre es, der, wenn überhaupt, irgendetwas entscheiden könnte.

Lene ist nicht nur bürgerlich, sondern sie kommt aus ganz kleinen Verhältnissen. Sie ist doch eine Wäscherin o.ä. (Also keine Rechtsanwaltstochter o.ä.)
Sie beurteilt ihre Situation von Anfang an realistisch.
Welche Möglichkeiten hätte sie denn Deiner Meinung nach?
Mir fällt keine einzige ein.

Gruß v. Angela



Bezug
                
Bezug
Emilia, Lene & Hanna: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 20:36 Do 20.03.2008
Autor: bebe_young_care

Hallo Angela,

und ja, ich habe das Buch gelesen.
Meiner Meinung nach hätte Lene Botho zur Rede stellen können und ihm klar machen können, was er gerade tut.
Sie hat ihre Jungfräulichkeit Botho gewidmet und Botho liebt sie auch vom ganzen Herzen. Hätte Lene Botho zur Rede gestellt, dann könnte die Sache doch ganz anders laufen oder nicht? Naja, ist halt meine Meinung..

Aber eigentlich würde ich gerne mehr über den Vergleich der drei Frauen wissen :)


Bezug
        
Bezug
Emilia, Lene & Hanna: Emilia - Schuldfrage
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 08:05 Fr 21.03.2008
Autor: Josef


> Und wie ist die Schulfrage in allen drei Themen?
>  


Emilia ist ein junges, äußerst frommes und naives Mädchen, das sich den Wünschen des Vaters beugt. Sie ist Anfangs noch ein kleines ängstliches und verheultes, schüchternes Mädchen, das selbst nicht weiss, was es eigentlich will. Doch sie wird immer erwachsener, bis sie sogar bereit ist, sich selbst umzubringen.

Der erste wichtige Punkt der Erörterung der Schuldfrage ist, dass Emilia selbst sich ihren Tod wünscht, um nicht in Haus der Grimaldi verführt zu werden. Emilias Angst vor ihrer eigenen Sinnlichkeit könnte man als Grund für den von ihr gewählten  Tod sehen. Sie sieht diese Sinnlichkeit als nicht tugendhaft an, ja sogar als verwerflich.

Die weitere Schuld für ihren Tod tragen keinesfalls die Intrigen des Hofes, sondern Emilias Erziehung, in der Leiden und Dulden als eine Tugend angesehen werden. In diesem Fall ist die Erziehung ausschlaggebend für Emilias Wunsch zu sterben.

Ihr Vater war stehts darauf bedacht, dass sie ein tugendhaftes Leben führe. Emilia steht für das tugendhafte Bürgertum, die sich ganz nach dem Willen ihres Vaters richtet. Dies alles zeigt, dass Emilia Wunsch  zu sterben eigentlich nur aus dem Wunsch ihres Vaters gewachsen ist, dass seine Tochter mit keinerlei Unmoral in Verbindung käme. Der Vater war ein Mensch mit besonders strengen Moralvorstellungen, die er auf seine Tochter übertrug und damit ihre Entscheidung zu sterben auslöste. Er ist also mitverantwortlich für Emilias Wille zu sterben.


Viele Grüße
Josef

Bezug
        
Bezug
Emilia, Lene & Hanna: Hanna - Schuldfrage
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 13:16 Fr 21.03.2008
Autor: Josef

Hallo,

Hanna ist einerseits leidenschaftlich und zärtlich; gelegentlich zeigt sie ein "weiches" Auftreten. Sie ist sorgfältig und gewissenhaft. Andererseits ist sie unsensibel (grob), hat keine Hemmungen, ist schamlos, hat einen starken Willen , ist kleinlich (pingelig) und gepflegt. Sie verkörpert viele verschiedene gegensätzliche Eigenschaften und Charakterzüge. Einerseits scheint sie sehr kalt und  andererseits auch sehr warmherzig zu sein.  Sie ist nicht in der Lage, ihre Gefühle klar zu definieren. Dass sie nicht weiss, was sie will, zeigt ihr Selbstmord. Den Grund für den Freitod von Hanna bleibt im Buch unbeantwortet.

Hanna lernt lesen und schreiben. Sie beginnt, sich mit dem Nationalsozialismus und den Verbrechen dieser Zeit auseinander zu setzen. Hanna bereut ihre Taten und Verbrechen und fühlt sich schuldig. Später im Gefängnis arbeitet sie diese jedoch auf. Ob sich Hanna auch wegen ihrer Schuldgefühle umbringt, kommt im Buch nicht zum Ausdruck.

Im Gefängnis wird sie aufgrund des positiven Werdegangs ihres Charakters geachtet und beliebt. Plötzlich bemerkt man eine deutliche Wende ihrer Emotion als sie sich verschließt und zurück zieht. Schließlich verübt sie am Vortag ihrer Haftentlassung Selbstmord. Diese Handlung lässt darauf schließen, dass Hanna ihre Vergangenheit weder verarbeiten noch bewältigen konnte. Sie hat nicht gelernt, mit ihrer Schuld umzugehen.

Ein weiterer Grund des Selbstmords wäre, die Angst, aus dem Gefängnis entlassen zu werden und damit auch ihren festen und starren Tagesablauf zu verlieren. Ein weiterer entscheidender Grund für Hannas Freitod wäre, dass sie in eine mehr oder minder große Abhängigkeit von Michael gekommen wäre.

Zu den andauernden Schuldgefühlen, die ihre Handlungen in ihrer Zeit als Aufseherin hervorgebracht haben, kommen nun weiter. Nur der Tod kann ihr  Absolution gewähren. So gesehen ist sie die einzige, die Schuld an ihrem Selbstmord hat.


Viele Grüße
Josef


Bezug
        
Bezug
Emilia, Lene & Hanna: Lene
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 13:48 Fr 21.03.2008
Autor: Josef

Hallo,

Lene:
Natürlich, kleinbürgerlich, realistisch, tüchtig, ehrlich, sieht die Zukunft düster, liebt Botho, übernimmt ihren Teil der Verantwortung; nach dem schnellen Abschied flüchtet sie in die Arbeit und übersiedelt.

Lenes Neigung zu Botho, ihre Bewunderung, hat sie nicht wegen seines Standes, sondern wegen seinem beeindruckenden Auftreten bei ihrer Rettung. Lenes Liebe zu Botho ist rein, sie liebt ihn in vollen Zügen, jedoch hat sie ihre realistische Sichtweise beibehalten. Sie macht sich nichts vor, und ist sich bewusst, dass eine Trennung jederzeit kommen kann und auch bald kommen wird.

Durch diese Einstellung hat sie gelernt, solch eine glückliche und seltene Beziehung mit einem Mann zu genießen, der einen ganz anderen Rang in der Gesellschaft hat. Sie hat einen sehr objektiven Blick entwickelt, der ihr nichts vormacht.

Lene hängt nach ihrer Trennung immer noch an Botho, doch in ihrer Konsequenz geht sie mit dem Umziehen einer möglichen Konfrontation mit Botho oder der Vergangenheit aus dem Weg.

Lene ist ein sehr ehrlicher Mensch, der mit Verheimlichungen nicht leben kann. Folglich erzählt sie Franke von ihrer Beziehung mit Botho und geht dann den von der Gesellschaft geprägten Weg, indem sie Franke heiratet.



Viele Grüße
Josef



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